Rezension

Unterhaltsam, aber in meinen Augen schwächer als der erste Teil

Die Hebamme. Tl.2, Audio-CD
von

Bewertet mit 3 Sternen

Wie schon beim Hörspiel zum ersten Film gilt auch hier: es wird Original-Tonmaterial der Verfilmung verwendet, dieses wurde aber nicht nur passend zusammengeschnitten, sondern auch um die angenehme Erzählstimme von Gabriele Libbach ergänzt. Ich habe den Gesamteindruck von Ton, Musik und Stimme wieder als sehr atmosphärisch und mitreißend empfunden, und auch die Stimmen der Schauspieler konnten mich erneut wunderbar durch die Geschichte führen.

Leider hat mich diese Geschichte aber nicht uneingeschränkt überzeugen können, so schön sie auch klanglich verpackt war.

Zwar fand ich die Mischung aus Krimi und Medizingeschichte wieder sehr originell und an sich faszinierend, aber ich hatte öfter den Eindruck, dass die Geschichte des zweiten Teils im Grunde dem gleichen Schema folgt wie der erste Teil. Dieses Schema wurde ein wenig aufgepeppt mit einem Familiendrama und Visionen im Opiumrausch, aber gerade letztere wirkten auf mich eher fehl am Platz. Ganz am Schluss spielt das Opium immerhin tatsächlich eine Rolle, aber das kam mir sehr konstruiert vor - wie die in meinen Augen übereilte Auflösung, die mich nur wenig überraschen konnte.

Für mich war auch vorher nicht alles glaubhaft. Zum Beispiel fällt es Gesa relativ leicht, als Medizinstudentin akzeptiert zu werden, was in der damaligen Zeit für eine Frau ja alles andere als gewöhnlich war!

Dennoch ist es nicht so, als hätte mich das Hörspiel gelangweilt; ich fand es nach wie vor sehr interessant, einen Einblick in die Geschichte der Medizin und die damaligen Vorstellungen zu erhalten. Meiner Meinung nach hätte man eben nur mehr damit machen  und gerade den Kriminalfall etwas schlüssiger aufbauen können, denn die falschen Fährten sind doch ziemlich offensichtlich.

Gesa ist immer noch eine starke Frau, die sich nicht von dem bremsen lässt, was die Gesellschaft für eine Frau als schicklich erachtet. Das hat mir wieder gut gefallen. Allerdings habe ich mich manchmal gefragt, wie es möglich ist, dass sie inzwischen anscheinend nicht nur perfekt und flüssig lesen kann (im ersten Teil ging das noch sehr stockend), sondern auch medizinische Fachbücher liest und zitiert. War es für eine Frau damals wirklich so einfach, solche Bücher in die Finger zu bekommen?

Wie im ersten Teil gibt es wieder mehrere Liebesgeschichten, aber dieses Mal haben sie mir etwas besser gefallen - im ersten Teil konnten sie mich einfach nicht emotional berühren.

Fazit:
Der zweite Teil von "Die Hebamme" wirkt auch mich wie ein Aufguss des ersten Teils, nur bekommt dieser durch ein Familiendrama und ausgiebigen Opiumkonsum einen neuen Anstrich. Ich fand nicht alles glaubhaft und der Kriminalfall ist in meinen Augen etwas zu konstruiert - dennoch hat es mir Spaß gemacht, das Hörspiel zu hören, was den Stimmen und der musikalischen Untermalung zu verdanken ist.