Rezension

Flüchtlinge ja oder nein?

Wir können doch nicht alle nehmen! - Livia Klingl

Wir können doch nicht alle nehmen!
von Livia Klingl

Ich gebe es zu: Das Buch ist echt teuer für nur 176 Seiten. ABER: Für Menschen, die an dem Thema interessiert sind, lohnt es sich. Und schaut euch das Cover an. Ich fühle mich ein bisschen schlecht dabei von dem Cover zu schwärmen, weil dort schließlich Menschen zu sehen sind, denen es wirklich schlecht geht, aber es passt super zu dem Buch und die Farben wirken harmonisch aufeinander. Die Ränder des Covers sind hellblau, der Titel in dunkelblau und das blaue Boot in der Mitte. Das passt. So.

Kommen wir einmal zum Inhalt. Und da muss ich ja fast sagen, dass der Titel schon alles sagt. Na gut, ein bisschen was erzähl ich euch. Es geht hier natürlich um Flüchtlinge und derzeit gibt es immer wieder Diskussionen rund um dieses Thema. Wer hat noch nicht davon gehört, dass mit Menschen überfüllte Boote, die meist in einem schlechten Zustand sind, über das „große, weite“ Meer kommen und dann versuchen beispielsweise über Sizilien, Griechenland oder Malta nach Europa zu kommen. Weil sie glauben, dass die Welt für sie hier mehr bereit hält als in ihren Heimatländern, wo sie oft gejagt, verprügelt, vergewaltigt oder sogar getötet werden können. Ja, und dann kommen sie hier an. Und stecken in meist überfüllten Flüchtlingscamps, wollen essen und trinken, arbeiten und leben. Und das meist ohne irgendwelcher Sprachkenntnisse. Aber Flüchtlinge gibt es nicht erst seit den letzten paar Jahren. Es gibt sie schon immer und sie kommen schon immer und wir selbst haben in einigen Zeiten selbst die Menschen „herbestellt“. Zum Arbeiten, weil die Wirtschaft gute Arbeitskräfte gebraucht hat. Das mag ich an diesem Buch. Es reicht weiter und betrachtet das Flüchtlingsaufkommen vieler Jahrzehnte und, was ich persönlich wichtig finde, lässt auch Flüchtlinge zu Wort kommen. Und es ist keinesfalls immer schön was erzählt wird.

Das Buch ist in verschiedene Kapitel untergliedert und tastet sich nach und nach an das Thema ran. Gut fand ich auch, dass das Thema, warum wir Migration brauchen, sofort das erste Kapitel darstellt. Es gibt ein paar Menschen, die leider nur die „Nachteile“ der Migration sehen, doch es gibt durchaus auch Vorteile. Und dann erzählt das Buch in zwei weiteren Kapiteln erst mal, dass es keineswegs so einfach ist, in ein Land zu flüchten und dort auch noch bleiben zu können. Denn was die meisten Menschen nicht sehen ist, was für Wege Flüchtlinge oft auf sich nehmen. All ihr Geld für Schlepper ausgeben, die Familie zurücklassen und dann all die Gefahren (wie zB das Ertrinken im Meer, was, wie wir wissen, nicht gerade unwahrscheinlich ist) und endlich im Land der Träume angekommen, beginnt der schwierige und oft lange Weg durch die Bürokratie. Und dann ist immer noch nicht sicher, ob man bleiben darf. Und schließlich erzählen verschiedenste Personen von ihrer Geschichte.

Mir gefiel das Buch wirklich gut, weil ich mir natürlich auch selbst schon vorher eine Meinung gebildet hatte und, obwohl sie nicht falsch war, gab es einige Informationen, die ich nicht hatte, um mir eine „richtige“ Meinung bilden zu können.

Ich weiß, dass das ein schwieriges Thema ist und es viele Diskussionen dazu gibt. Aber ich finde, wir sind alle Menschen und wir müssen schon zugeben, dass es uns hier in Deutschland eigentlich wirklich gut geht (meistens). Natürlich gibt es Kritikpunkte. Und ganz ehrlich: Es läuft nie alles so, wie es eigentlich laufen sollte. Aber wenn wir uns mal in diese Menschen reinversetzen und uns vorstellen, wie sie gelitten haben und was sie alles erlebt haben, wollen wir ihnen dann nicht ein wenig anders begegnen? Vielleicht mit mehr Respekt, den man jedem Menschen entgegen bringen sollte?

Bewertung: 4 von 5 Sternen (hätte mir an manchen Stellen noch ein paar mehr Infos gewünscht)