Sehr lesenswert und unterhaltsam, für Jugendliche und jung gebliebene Erwachsene.
Bewertet mit 5 Sternen
Für die Langeweile, die Frieder quält, war eine sich gefühlt ewig hinziehende Familienfeier verantwortlich, an der er teilnehmen musste. Die Mitnahme des Koffers, dessen Besitzer gerade einem Herzinfarkt erlegen war, sorgt nur kurzzeitig für ein schlechtes Gewissen bei Frieder. Danach fesselt ihn der Inhalt, der im Wesentlichen aus einem Ordner voller ausgedruckter Geschichten besteht, umso mehr. Da sich mittlerweile herausgestellt hat, dass der Verstorbene ein berühmter Schriftsteller war, halten Frieder und sein Freund Piet die Ausdrucke für dessen nächstes, noch unveröffentlichtes Werk. Frieder kommt das gerade recht, denn bei dem Versuch, seiner neuen Nachbarin – einer sehr talentierten jungen Pianistin – zu imponieren, hat er sich selbst als Schriftsteller ausgegeben. Selber geschrieben hat er aber noch nichts…
Als ich mit diesem Buch begann, wusste ich eigentlich gar nicht so recht, was auf mich zukommen würde. Doch hatte ich mit dem Autor schon sehr gute Erfahrungen gemacht und kann jetzt nach der Lektüre sagen, dass es sich wirklich gelohnt hat!
Was treibt einen jungen Mann von 17 Jahren so um? Die Hormone natürlich, ohne Zweifel. Aber auch romantische Gefühle, Freundschaft, Ärger mit der Familie und in Frieders Fall die Liebe zum Klavierspiel. Und als wenn das noch nicht genug wäre, sind die persönliche Entwicklung, Selbstzweifel und Unsicherheiten große Themen für einen jungen Menschen. Wobei: Mangelndes Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl bleibt für viele das ganze Leben hindurch ein Knackpunkt. Und wer mag schon das Gefühl, nicht ernstgenommen zu werden? Christian Oelemann beschreibt all dies sehr deutlich und gleichzeitig so lebendig, dass ich mich immer mitten in der Handlung fühlte und selbst von Stellen, an denen eigentlich gar nicht so viel passierte, gefesselt war. Einzig die amourösen Abenteuer Frieders mit diversen (aus seiner Sicht) älteren Frauen, erschienen mir leicht überzogen. Aber nun gut, die Hormone halt ;-)
Gefreut habe ich mich zudem über „Gastauftritte“ anderer Autoren oder Romanfiguren und über reichlich Wuppertaler Lokalkolorit. Raffinierte Wortspielereien und viele witzige Einfälle, sowohl stilistisch als auch inhaltlich, machten für mich das Lesevergnügen perfekt.
Fazit: Sehr lesenswert und unterhaltsam, für Jugendliche und jung gebliebene Erwachsene.
»Es scheint wichtiger zu sein, etwas getan zu haben als es zu tun. Ganz so, als ob das Perfekt die entscheidendere Zeit wäre und nicht das Präsens.«