Die Sternenstürmerin

von Ira Ebner

Alles beginnt mit einer Zugfahrt in Litauens Hauptstadt Vilnius. Wir schreiben das Jahr 1966, das Land ist von den Sowjets besetzt, und die junge Ieva Marija, Tochter eines Kolchosbauern, verlässt ihr tristes Zuhause, um im Rahmen der Möglichkeiten ein besseres Leben zu führen. Die Illusionen, die sie in die Beziehung zu ihrem Traummann, den situierten Valdas Grinfeldis, legt, prallt mit den Realitäten zusammen und sie heiratet stattdessen den Offizier Dovidas Kalvaitis aus Raison. Ieva Marijas Lebensentwurf könnte perfekt sein, da reißt der Afghanistankrieg die Familie auseinander. Ihre beiden Brüder der eine der Lieblingssohn der Eltern, der andere Dissident und ihr Mann werden an den Hindukusch beordert. In der Sowjetunion der 1980er Jahre bricht das Zeitalter von Glasnost und Perestrojka an, für Ieva Marija, inzwischen Parteisekretärin eines maroden Staatsbetriebs, eine Herausforderung, auf die sie sehr schlau reagiert und die ihr die Chance bietet, über das Mittelmaß ihrer Position herauszuwachsen. Die Unabhängigkeitsbewegung dient ihr als neue politische Plattform, in der sich auch ihr jüngerer, rebellischer Bruder wieder findet. Kalvaitis dagegen kehrt vom Hindukusch in ein verändertes Land zurück, als General der Roten Armee und als Litauer sieht er sich nun im Konflikt zwischen Gehorsam innerhalb des Strukturen und seiner eigenen Identität. Er geht mit seiner Frau wörtlich für die Freiheit auf die Barrikaden. Nach dem Zerfall der Sowjetunion und der rigorosen Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit hilft Ieva Marija ihrem früheren Geliebten Grinfeldis, sich der Anklage der Korruption zu entziehen, aber nun stehen sie und Kalvaitis vor der Herausforderung des Umbruchs im nunmehr unabhängigen Landes.