Rezension

Inzestkind

Schwestermutter - Ulrike M. Dierkes

Schwestermutter
von Ulrike M. Dierkes

Bewertet mit 5 Sternen

1950 beginnt der Vater der Familie Jagsch die älteste Tochter, Marina, zu diesem Zeitpunkt 7-jährig, zu missbrauchen. Der Vater ist ein angesehener Künstler, nie hätte jemand gedacht, dass er sich an seinem eigenen Kind vergehen würde. Dieses Inzest-Verhältnis bleibt, vertuscht vom Vater und der Mutter, bis 1957 geheim. Denn ab diesem Zeitpunkt ist klar, die damals 13-jährige Marina ist schwanger - im 6. Monat, zu spät, um abzutreiben. Es gibt Gerede im Dorf, doch offen aussprechen tut es nur einer - anonym zeigt er das inzestuöse Verhältnis an. Marina wird daraufhin von ihrer Familie getrennt, so dass sie bis zur Geburt ihres Kindes zur Ruhe kommt. Wenige Wochen nach ihrem 14. Geburtstag wird Ulrike geboren - ein Bluttest gleich nach der Geburt zeigt an, dass der Vater von Marina auch der von Ulrike ist.

Marina bleibt in der Betreuung des Jugendamtes, doch Ulrike gelangt als Pflegekind in die Familie ihrer Mutter - ihre Großmutter, oder Frau ihres Vaters, wie sie sie später nennen wird, zieht sie lieblos als eigenes Kind groß. Als Ulrike 12 Jahre alt ist, teilt ihr ihre "Mutter" schonungslos die ganze Wahrheit mit: Das sie das Kind von Marina und ihrem Vater ist und das ihr Vater dafür im Gefängnis saß.

Von diesem Zeitpunkt an muss Ulrike den harten und steinigen Weg eines Inzestkindes um Anerkennung und Liebe im Leben gehen.

Ein ausgesprochen erschütterndes Buch! In ihrer Autobiografie beschreibt Frau Dierkes den schwierigen Weg von einem ungewollten und ungeliebten Inzestkind zu einer starken und selbstbewussten Frau. Der Schreibstil war sehr offenherzig, temporeich und intensiv, sodass ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen konnte, ich musste einfach erfahren, wie es diese starke Frau geschafft hat, sich in eine solche zu wandeln.