Rezension

Bleiernes Schweigen

Bleiernes Schweigen - Patrick Fogli, Ferruccio Pinotti

Bleiernes Schweigen
von Patrick Fogli Ferruccio Pinotti

Bewertet mit 4 Sternen

1992 werden Paolo Bersollino und Giovanni Falcone durch die Cosa Nostra ermordet. Die Journalistin Elena und ihr Schwiegervater Adriano waren Zeuge eines der Attentate. Auch Adriano ist Journalist, ebenso sein Sohn, Elenas Ehemann. Beiden ist klar, dass sie nicht zufällig vor Ort waren und beginnen zu ermitteln, was hinter den Attentaten steckt. Doch egal wo sie ansetzen, überall stoßen sie auf Schweigen, niemand will ihnen Rede und Antwort stehen, niemand sich mit der Mafia anlegen. Doch sie geben nicht auf und recherchieren verbissen nach den Hintergründen der Attentate. Doch am 7. Mai 1994 geschieht das Unfassbare: Elena, ihr Ehemann und Adriano erleiden einen Autounfall, bei dem Elena stirbt und der Adriano an den Rollstuhl fesselt. Adriano erleidet ebenfalls einen Gedächtnisverlust, sodass die Recherche zu den Hintergründen der Attentate hier endet.

Am 30. September 2003 soll sich jedoch das Leben von Elenas Mann gewaltig ändern. Nach dem Unfall seiner Frau war er nicht mehr in der Lage, als Journalist zu arbeiten, da dieser Beruf sehr unsicher ist und er auf ein regelmäßiges Gehalt angewiesen war, um die gemeinsame Tochter Giulia zu versorgen. Seit diesem Zeitpunkt schreibt er regelmäßig Jugendbücher, die ihm und seiner Tochter eine gesicherte Existenz ermöglichten. Doch mit dem Anruf ändert sich alles. Als sich die Anwältin Michela Santini bei ihm meldet, ist ihm nicht klar, was diese von ihm wollen könnte. Sie jedoch drängt auf ein schnelles Treffen und er stimmt zu. Am nächsten Tag wollen sich die Beiden im Justizpalast treffen. In der Tat sehen sie sich kurz vor der Verhandlung und beschließen, später ein Gespräch zu führen.

Doch noch während der Verhandlung geschieht etwas Unfassbares. Ein Mann namens Angelo Mazza stürmt den Gerichtssaal und erschießt Michela und ihren Mandanten Nicola Reale, bevor er sich selbst richtet. Warum? Nicola Reale ist sofort tot und Michela ist tödlich verwundet. Bevor sie stirbt, kann sie ihm noch ein letztes Wort zuflüstern: Solara. Jetzt weiß er, dass sein Zusammentreffen mit der Anwältin kein Zufall war. Aus den Unterlagen seiner Frau weiß er, dass sie bis zu ihrem Tod der Identität von Solara auf der Spur war, den sie und sein Vater für einen Drahtzieher des Attentates hielten. Kann es sein, dass die Cosa Nostra nach wie vor jeden beseitigt, der zu den Attentaten Nachforschungen anstellt und ist seine Frau womöglich keinem Unfall zum Opfer gefallen, sondern ebenfalls durch einen Anschlag umkam? Ehe er es sich versieht, nimmt er Elenas Recherche wieder auf, um endlich hinter den Grund der Anschläge zu kommen. Doch die Mafia hat ihre Spitzel überall und auch der Geheimdienst scheint nicht an der Aufklärung der Morde interessiert zu sein ...

Ein wahrlich komplexes Buch!!! Der Plot des Buches wurde sehr detailliert und geradezu komplex ausarbeitet. Nach der Beendigung dieses Buches habe ich nun ungefähr eine Ahnung, wie es um die politischen Machtgefüge in Italien stand und immer noch steht und wie "wichtig" die Cosa Nostra noch heute für die Wirtschaft dieses Landes ist. Der Schreibstil ist sehr tiefgründig gehalten, wobei hier hauptsächlich der Protagonist als Erzähler in Erscheinung tritt, sodass es dem Leser möglich ist, immer weiter, Schicht für Schicht das Geflecht von Wirtschaft, Mafia, Geheimdienst auseinander zu nehmen. Der (leider) namenlose Protagonist wurde sehr eingehend ausgearbeitet, sodass für den Leser seine Handlungen und sein Denken jederzeit nachvollziehbar waren. Als Fazit kann ich sagen, dass es sich hierbei um ein sehr interessantes Buch rund um das Mafia- und Wirtschaftsgefüge in Italien handelt. Leider hatte ich anfangs einige Schwierigkeiten, mich in das Buch einzufinden, was jedoch nicht am Buch lag, sondern an mir. Ich wurde 1983 geboren und habe von daher so gut wie gar keine Kenntnisse über diese Ereignisse gehabt, da ich zum Zeitpunkt der Attentate, die mit Dreh- und Angelpunkt des Romanes sind, einfach noch zu jung war, um mich für das politische Geschehen (in anderen Ländern) zu interessieren.