Rezension

Liebe lieber lutherisch..

Ketzerhaus - Ivonne Hübner

Ketzerhaus
von Ivonne Hübner

Klappentext:

November 1517. Luthers 95 Thesen gelangen durch aufrührerische Studenten in die hochfromme Stadt Görlitz an der Neiße. Elsa, eine Magd, und Andres, Brauereisohn und Hoffnungsträger einer großen theologischen Laufbahn als Priester, ahnen nicht, dass ihrer beider Schicksal miteinander verknüpft ist. Während Elsa das Leben an der Seite von Gunnar, Andres’ Stiefbruder, vorbestimmt ist, verliert Andres den Glauben an die römisch-katholische Kirche und an seine Gelübde. Seine Proteste sollen ihm zum Verhängnis werden. Die verbotene neue christliche Religion und das Leben unter dem Dach des »Ketzerhauses« verbinden ihn und Elsa unzertrennlich. In den Wirren des Glaubenskonfliktes, in Zeiten der Pest und Inquisition und als Anhänger reformatorischen Gedankenguts feiern sie die erste lutherische Hochzeit in Görlitz, und es wird ihnen möglich, einen gemeinsamen Weg zu finden. Phantasievoll, spannend und kenntnisreich erzählt die Autorin von den bewegten Zeiten der Reformation, in denen Andres als Wittenberger Student Martin Luther und dessen Umfeld begegnet, und rückt zugleich die Frauen, die zum Gelingen einer neuen Ordnung wesentlich beitrugen, ins Blickfeld.

Kritik: 

Ein wunderschönes Cover, dass einen Bildausschnitt aus dem Gemälde "Die Fabel vom Mund der Wahrheit" von L. Cranach d. Ältere Werk "" zeigt, nach dem ich im Buchhandel sicherlich motiviert gegriffen hätte. Eine von Männern bedrängte Frau. Ich finde auch, ein passend gewähltes Motiv, um die Situation der Protagonistin des Romans darzustellen.

Der Plot des historischen Romans "Ketzerhaus" von Ivonne Hübner, die Darstellung der Zeit, der Beginn der histor. sogen. Neuzeit, so eine Art Zwischenzeit, in der das mittelalterlichen Weltbild der gesellschaftlichen Mehrheit nun erstmals unkittbare Risse bekommt, die detaillierte Beschreibung des Settings in Görlitz, die mich neugierig auf diese Stadt gemacht hat, die gelungene Verflechtung von Haupt- und Nebenhandlungen, sowie die Zeichnung der Haupt -und Nebenfiguren, all das hat mir gefallen.
Der Roman ist kenntnisreich geschrieben, natürlich gut recherchiert.

Leider hat mich die alles überlagernde Erzählerstimme gestört. Wäre sie eine handelnden Figuren, also als Zeitzeuge für mich erkennbar, hätte ich mich möglicherweise auch mit ihrem Duktus, der gerade zu Beginn mehr von den Gebrüdern Grimm als von Luther inspiriert klang, arrangieren können, so empfand ich ihn oft als aufgesetzt. Hier erzählt und beschreibt dieselbe, allwissende Figur, vermittelt ihre Sicht auf alles und jeden, was ich über 568 Seiten dann doch etwas eintönig fand.