Rezension

Oberflächlich und arrogant

Babuschkas Töchter - Oksana Robski

Babuschkas Töchter
von Oksana Robski

Bewertet mit 0.5 Sternen

Der Klappentext des Buches verspricht viel. Eine (vielleicht) naive junge Frau, die es sich - frisch verwitwet - in den Kopf setzt, den Mörder ihres Mannes zu finden. Und, wie kann es anders kommen, plötzlich von der Jägerin zur Gejagten wird. Eine Grundidee, die mir gefiel und auch der Schauplatz des postsowjetischen Moskau schien mir verlockend. Leider kann das Buch in keiner Weise überzeugen. Das Spannungsniveau bleibt durchgehend auf Hanny & Nanny-Niveau und die Entwicklung der agierenden Personen ist so bewegt wie ein mit Botox vollgepumptes Starlet-Gesicht. Die Autorin Oksana Robski, selbst so eine Art It-Girl der Moskauer Neureichen-Szene, versteht es geschickt (das einzig halbwegs geschickte an diesem Buch), beim Leser den Eindruck zu erwecken, man lese etwas Autobiographisches. Ob das Leben von Frau Robski Ähnlichkeiten aufweist oder nicht, ist letztlich auch zweitrangig. Das Leben, das die Protagonistin führt, bewegt sich zwischen Beauty-Salon, Einkaufstouren in Edelläden und sündhaft teuren Restaurants. Sie trifft sich mit „Freundinnen“, die eher kurzfristige Weggefährtinnen sind (Die Freundinnen erinnerten mich frappant an die Freundinnen von Mildred Montag aus „Fahrenheit 451“). Freundschaft, überhaupt menschliche Gefühle anderen Gegenüber sucht man im gesamten Buch vergebens. Menschen sind entweder nützlich oder uninteressant. Polizisten sind dumm oder korrupt, Hausmädchen prinzipiell diebisch und unfähig. Die enorme Bandbreite versammelter Stereotype hätte lustig sein können, aber das Lachen bleibt einem mit jeder Seite mehr im Halse stecken. Denn mit jeder Seite mehr merkt man, wie ernsthaft die Autorin davon überzeugt ist, ein Leben als reiche Drohne sei Lebenszweck genug. Wer verstehen möchte, warum das aktuelle Russland immer weiter einer Katastrophe entgegen schlittert, dem sei diesem Buch empfohlen. Mich hat es auf eine sehr ungewöhnliche Weise an den Film „Vatel - Ein Festmahl für den König“ erinnert, in dem es um die Prunk- und Verschwendungssucht des Sonnenkönigs Ludwig XIV ging.