Rezension

***

Bronsteins Kinder - Jurek Becker

Bronsteins Kinder
von Jurek Becker

Protagonist dieser Geschichte ist der 18jährige Hans. Er hat sein Abitur so gut wie geschafft und er hat eine hübsche Freundin. Die beiden treffen sich heimlich immer wieder in der Waldhütte von Hans Vater, um ungestörte Minuten zu verbringen. Doch eines Tages entdeckt Hans, dass sein Vater gemeinsam mit anderen Männern in der Hütte einen Mann gefangen hält und foltert. Hans Vater und seine Freunde sind Juden und haben das KZ überlebt. Ihr Gefangener war Aufseher in einem KZ. Eine Geschichte um Schuld und Rache nimmt ihren Lauf…

Dieses Buch war völlig anders als erwartet. Ich bin davon ausgegangen, dass die Geschichte um die Folterung des ehemaligen KZ-Aufsehers absolut im Mittelpunkt steht. Und das tut sie auch, jedoch auf andere Art und Weise, als ich erwartet hatte. Denn hier steht weniger die Tat an sich, sondern die Frage wann Mitwisserschaft zu Mitschuld führt und ob ehemalige Opfer zu Tätern werden dürfen im Vordergrund. Jurek Becker hat um diese Begriffe ein feines Netz gesponnen welches sich zu einer guten Geschichte entwickelt.

Die Erzählung erfolgt auf zwei verschiedenen Zeitebenen. Zum einen begleitet der Leser Hans bei der Entdeckung der Tat und seiner Frage danach, wie er sich jetzt am besten verhält. Zum anderen begleitet man Hans auf seinem Lebensweg ein Jahr nach dem Ereignis. Dabei kam für mich der Teil während der Tat etwas zu kurz und ich hätte hier gerne doch mehr erfahren. Die Zeitebene nach der Tat hätte hingegen etwas kürzer sein können.  Auch das Ende der Geschichte kam für mich etwas zu schnell und etwas zu plötzlich. Aber davon abgesehen hat mir Jurek Beckers Erzählstil gut gefallen. Er schreibt flüssig und gut verständlich und bietet dem Leser jede Menge Raum, sich eigene Gedanken zu machen.

„Bronsteins Kinder“ war für mich kein Buch, welches ich mal eben so nebenbei lesen konnte. Ich musste mich wirklich auf die Geschichte konzentrieren, damit sie ihre volle Wirkung entfalten konnte. Dennoch hatte ich die 249 Seiten recht schnell gelesen, da der Autor es versteht,  einen Spannungsbogen aufzubauen.

Fazit: 

Bronsteins Kinder war anders als ich es erwartet habe, konnte mich jedoch schnell fesseln. Die Art, wie der Autor die Geschichte aufgebaut hat, hat mir trotz einiger Kritikpunkte, insgesamt gut gefallen. Vor allem hat mir gefallen, wie er mit den Themen Rache, Schuld und Mitwisserschaft umgegangen ist.