Rezension

Leider konnte es mich nicht überzeugen

Sieben Minuten nach Mitternacht, 4 Audio-CDs - Patrick Ness, Siobhan Dowd

Sieben Minuten nach Mitternacht, 4 Audio-CDs
von Patrick Ness Siobhan Dowd

Bewertet mit 2.5 Sternen

Gestaltung

Obwohl es sich diesmal um kein Rezensionsexemplar handelt, landete ich wieder einmal bei einem Hörbuch des Hörverlags. Langsam aber sicher, finde ich es schon etwas lustig. Dieser Verlag zieht mich einfach magisch an.

Bei Sieben Minuten nach Mitternacht handelt es sich um eine ungekürzte Lesung. Schauspielerin Maria Furtwängler führt durch die Geschichte. Sie kam mir ebenfalls vom Namen her bekannt vor, ich konnte mich aber nicht daran erinnern, sie schon mal als Sprecherin erlebt zu haben. Daher war ich von ihrer tieferen, älteren Stimme etwas überrascht. Da unser Protagonist Conor noch ein Kind ist, hatte ich irgendwie mit einer jugendlichen Stimme gerechnet.

 

Ich muss leider zugeben, dass mir Maria Furtwänglers Stimmfarbe nicht ganz zugesagt hat. Sie hat keinesfalls schlecht gelesen und konnte auch die Emotionen glaubhaft transportieren. Dennoch ertappte ich mich dabei, wie ich Mühe hatte, mich auf die Geschichte zu konzentrieren. Dennoch ziehe ich hierfür keine Punkte ab.

 

Inhalt

Conors Geschichte ist sehr traurig und definitiv nichts für schwache Nerven. Seine Mutter ist an Krebs erkrankt und beide versuchen mit der Situation so gut es geht zurechtzukommen. Als wir Conor kennenlernen, ist die Krebserkrankung seiner Mutter bereits fortgeschritten und wir erahnen, dass es so schnell nicht besser werden wird. Das Bild seines Albtraumes rückt näher.

 

Leider hatte ich so meine Probleme mit der Geschichte. Es begann alles mit dem Monster. Im Klappentext wird dieses Wesen als weise beschrieben. Allerdings fand ich das Monster keinesfalls weise, sondern tendenziell belehrend. Es möchte Conor nahebringen, dass es wichtig ist, Dinge nicht zu verdrängen. An diesem Punkt kann ich dem Monster, das in Gestalt eines Baumes auftritt, auch noch zustimmen. Allerdings predigt es Conor immer wieder: "Du musst die Wahrheit aussprechen." Und hier steckt schon der erste Imperativ, der mir nicht passte. Natürlich ist es gut, Wahrheiten zu erkennen und zu benennen. Allerdings sorgt das keinesfalls dafür, dass die Wahrheit erträglicher wird. Es gibt Leute, die ihre Wahrheit sehr genau wahrnehmen und dennoch daran zerbrechen. Und deswegen hat mich diese "Benenne es und dann wirst du darüber hinwegkommen"-Mentalität wirklich genervt, weil es einfach nicht stimmt und in dem Buch der Eindruck vermittelt wird, dass es nur den einen Weg gibt und alles, was links und rechts davon abweicht, eben nicht die Wahrheit ist.

 

Das Monster berichtet Conor bei dem ersten Treffen, dass es ihm drei Geschichten erzählen wird. Nach diesen drei Geschichten ist Conor an der Reihe und soll seine Lebensgeschichte preisgeben. Die Abenteuer, die das Monster erzählt, waren mir zu abstrakt. Ich hatte Mühe, sie mit der gerade passierenden Handlung in Verbindung zu bringen. Nur ein oder zwei Geschichten konnte ich auf die eigentliche Handlung übertragen. Zudem kamen mir die Geschichten sehr konstruiert vor.

 

Bei Conor brennt es zudem an allen Ecken. Auch in der Schule gibt es eine Gruppe von Schülern, die es nicht gut mit ihm meint. Als sich hier dann eine überraschende Wendung ergibt, stört es Conor und das Monster. Und ich hab ehrlich nicht verstanden warum. An dieser Stelle fehlte mir die Logik. Ich hätte mir außerdem gewünscht, dass sich die Autoren auf eine bestimmte Handlung festlegen und nicht überall neue Fässer aufmachen.

 

Es gab aber auch wenige interessante Charaktere in Sieben Minuten nach Mitternacht. Da wären beispielsweise Conors Großmutter und sein Vater, der mit seiner neuen Frau ausgewandert ist. Während ich zu Beginn des Buches noch twitterte, dass mir Conors Großmutter auf die Nerven geht, änderte sich das sehr schnell und ich begann Sympathie für diese Frau zu entwickeln. Warum? Sie hat eine sehr raue Schale, die nur schwer zu knacken ist. Sie möchte ihrer Tochter beistehen, merkt aber auch, dass sie mit ihrem Enkel überhaupt nicht warm wird und überfordert mit der gesamten Situation ist. Dennoch habe ich das Gefühl, das beide im Laufe der Geschichte zueinander finden.

 

Dann haben wir noch Conors Vater. Auch er möchte für seinen Sohn da sein. Doch schnell wird deutlich, dass das nicht so geht, wie es beide gerne wollen. Denn mittlerweile gibt es eine neue Familie und eine neue Frau, die nach ihrem Mann verlangt.

 

Spannung

Leider war der Spannungsbogen für mich fast durchweg vorhersehbar. Natürlich war es schade, weil ich somit wusste, was passierte. Aber es war auch aufgrund des Inhalts traurig. Allerdings gab es einen Moment, an dem ich auf eine unvorhergesehene Wendung der Geschichte hoffte. Leider hoffte ich vergebens.

 

Schreibstil

Der Schreibstil war zu bildhaft und ich hatte Mühe die ganzen Metaphern zu sortieren und zu übersetzen. Und das obwohl ich schon der Meinung bin, dass ich sprachliche Bilder erkennen kann. Außerdem haben das Monster und Conor Sätze losgelassen, die nie im Leben von Kindern gedacht oder verstanden werden können. Ich hatte den Eindruck, die Autoren haben versucht, zu viele Themen in einer Geschichte unterzubringen.

 

Gesamteindruck

Erst einmal war ich froh, dass ich gleich an der ersten Leserunde von den BakerStreetBookworms teilnehmen konnte. Schließlich war ich mir nicht sicher, ob es auch Hörbücher zu den vorgestellten Büchern geben würde.

 

Schnell musste ich herausfinden, dass Krebs wieder ein zentrales Thema einer Geschichte sein sollte. Und ich merkte, wie mich das Thema mittlerweile einfach nur noch nervte. Es ist mir in den letzten Monaten wirklich zu oft begegnet und interessanterweise habe ich unabsichtlich hin und wieder auch zu Büchern gegriffen, in denen Charaktere mit Krebs zu kämpfen hatten. Vielleicht war das mit ein Grund, warum ich Sieben Minuten nach Mitternacht sehr kritisch gegenüberstand. Dann ging für mich auch einiges an Tiefe durch die ständigen Belehrungen verloren.