Rezension

Eine wunderschöne Geschichte die aufzeigt, wie schnell sich das Schicksal eines Menschen ändern kann

Kunduztochter - Sybille Schnehage

Kunduztochter
von Sybille Schnehage

Bewertet mit 4 Sternen

Rahima ist eine junge Frau in Afghanistan, die sich nicht dem Zwang unterordnen will, einen für sie gewählten Ehemann zu heiraten und flüchtet mit ihrer großen Liebe Joma Khan zu einem Onkel, gründen eine eigene Familie und bekommen 5 Kinder. Doch ihr Glück wird zerstört, als nach 10 Jahren ihr verschmähter  Ehemann Blutrache an der kleinen Familie ausübt. Wie durch ein Wunder überleben die gebehinderte Tochter Masumah und ihr kleiner Bruder Said. Sie können flüchten und werden von einer nicht ganz uneigennützigen Familie aufgenommen. Masumahs Behinderung führt dazu, dass sie von einer Entwicklungshelferin in Rahmen der humanitären Hilfe mit zur Behandlung nach Deutschland genommen wird und hier eine sehr liebe Familie findet, die sich um ihr Wohlergehen sorgt. Doch Jahre später verspürt sie den Drang, ihre Wurzeln und ihren Bruder zu suchen und es beginnt für sie ein Albtraum ihres Lebens.   

„Kunduztochter“ ist ein sehr schönes, eindringliches und bewegendes Buch über das Schicksal eines kleinen Mädchens und später einer jungen Frau, die gefangen ist in der traditionellen Lebensweise der Menschen in Afghanistan.  In einem leicht zu lesenden Schreibstil, der am Anfang ein bisschen wie eine Berichterstattung rüberkommt, versteht es die Autorin einen mit Masumahs Lebensgeschichte einzufangen. Sehr authentisch und lebensnah bringt sie einem mit eindringlichen,  erschreckenden und bildhaften Erzählungen über das Leben und die Probleme und  deren Auswirkungen der Menschen in diesem Land rüber. Hier spürt man die Lebenserfahrung von Sybille Schnehage, die schon seit 25 Jahren nach Afghanistan reist und dort eine Hilfsorganisation in Kunduz leitet.

Mit Masumah ihre Lebensgeschichte zu erleben ist ergreifend, wunderschön und am Ende fast wie ein Thriller. Sie ist ein Beispiel von wenigen, denen es vergönnt ist, dass ihr leidvolles Leben durch helfende Hände eine glückliche Wendung genommen hat. Ihr Charakter im Buch ist einfach nur liebenswert. Sie verbreitet Dankbarkeit, Liebe, Lebenslust, Verzweiflung und  auch Hoffnung, die sie gemeinsam mit ihrer deutschen Familie erlebt, die sie mit offenen Armen und ganz viel Liebe aufgenommen haben.

„Kunduztochter“  hat mir sehr gut gefallen. Das Buch hat mich nachdenklich gemacht und mir nochmal vor Augen geführt, wie wichtig die Hilfe und Unterstützung der Menschen  in allen Krisengebieten auf der Welt ist. Meine Hochachtung geht an alle Helfer, die sich im Rahmen der humanitären Hilfe dafür einsetzen.