Rezension

Großartige Charaktere, Handlung ausbaufähig

This Adventure Ends - Emma Mills

This Adventure Ends
von Emma Mills

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt
Eigentlich bevorzugt es Sloane, solo unterwegs zu sein und ihr eigenes Ding durchzuziehen. Freunde passen da nicht wirklichin ihr Konzept. Eigentlich. Als sie jedoch auf einer Party die Zwillinge Vera, ihres Zeichens Social Media-Sternchen, und Gabe kennenlernt, scheinen ihre Tage als Einzelgängerin endgültig gezählt zu sein. Ihre Freundschaft zu den beiden und ihrer Clique entwickelt sich so plötzlich und unerwartet, dass Sloane gar nicht weiß, wie ihr geschieht.
Als eines der Gemälde verschwindet, die Veras und Gabes Mutter vor ihrem Tod geschaffen hat, setzt sich Sloane in den Kopf, es wiederzufinden. Je näher sie dem Kunstwerk kommt, desto tiefer dringt sie in das Leben der Zwillinge vor. Als sie sich auch noch in die Probleme von Remy und Aubrey einmischt, bringt sie die ursprüngliche Gruppendynamik endgültig aus dem Gleichgewicht.

Meinung
Auf den neuen Roman von Emma Mills hatte ich mich schon lange gefreut - und ein wenig Angst hatte ich auch. Denn nachdem mir "Jane & Miss Tennyson" unglaublich gut gefallen hatte, befürchtete ich nun eine Enttäuschung. Ich schlug das Buch auf, las die ersten Seiten und wusste: Meine Befürchtungen waren vollkommen unbegründet. Die Geschichte war für mich eine Art "Sarah Dessen meets Stephanie Tromly" - insofern, dass die Charaktere zum Teil sehr kontrastreiche und außergewöhnliche Persönlichkeiten besitzen und manche Passagen jene Alltagsweisheiten beinhalten, die ich bei Dessen so liebe.
Mills wählt für den Einstieg den kurzen Weg und hält sich nicht mit Rekapitulationen von Sloanes Vorgeschichte auf, sondern dringt gleich zum handlungsinitiierenden Geschehen vor. Gleich im ersten Kapitel bringt sie die drei Hauptakteure (Sloane, Vera und Gabe) zusammen. Schon dort kristallisieren sich ihre jeweiligen Wesenszüge und die Dynamik des Trios heraus. Sloane verfügt beispielsweise über ein ziemlich loses Mundwerk und ihre Bemerkungen triefen meist vor Sarkasmus (wovon ich immer ein Fan bin), aber sie hat auch einen soften, mitfühlenden, Ungerechtigkeiten verabscheuenden Kern. Sie strahlt hin und wieder etwas Verbittertes aus, was mir persönlich suggeriert hat, dass es irgendein prägendes Ereignis in ihrer Vergangenheit gibt. Sie wirkt nicht gebrochen oder leidend, aber sie ist auch nicht gerade das, was man als "quirlig" bezeichnen würde. Dieses Adjektiv trifft eher auf Vera zu, die meistens vor Energie sprüht und auch nicht mit dem breiten Spektrum ihrer Emotionen hinter dem Berg hält. Ihr Zwillingsbruder Gabe ist da das genaue Gegenteil: introvertiert, grüblerisch und distanziert. Er sagt nicht viel, aber wenn er was sagt, dann ist es kein leeres Dahergerede. Solche Charaktere sind mir immer die liebsten, weil ich sinnloses Geplappere nur schwer ertragen kann. Man könnte meinen, dass ein solcher Mix nicht funktioniert, aber ich fand, die drei haben sich sehr gut ergänzt und durch ihre unterschiedlichen Veranlagungen ist für jeden (Leser-) Geschmack etwas dabei. Die Clique wird noch durch Aubrey, Remy und Frank ergänzt, wobei besonders die letzten beiden etwas Einnehmendes hatten. Mein heimlicher Held war jedoch Sloanes Vater. Entsprechend seiner schriftstellerischen Karriere ist er wortgewandt, belesen und beweist zudem immer viel Humor. Vielleicht ist er etwas manisch in seiner überschwänglichen Begeisterung für neue Projekte (speziell dem Schreiben von Fan Fiction für Were School), aber auch liebenswert und ziemlich cool. Er war einfach genial - besonders im verbalen  Zusammenspiel mit Sloane. Er versprüht einen jugendlichen Charme, der ihn mehr wie ein großer Bruder, denn wie ein Vater wirken lässt. Gelegentlich ist das jedoch nicht immer vom Vorteil.
Die Charaktere sowie der Schreibstil sind meiner Meinung nach also großartig. Der Plot hatte ebenso großes Potenzial dazu - aber leider wurde es nicht ganz ausgeschöpft. Wenngleich ich zu keinem Zeitpunkt gelangweilt war, habe ich doch hin und wieder das Gefühl gehabt, dass die Handlung nicht so wirklich Fahrt aufnimmt. Zum einen liegt das daran, dass zwischenzeitlich die eigentliche Mission (das Wiederbeschaffen des Gemäldes) etwas in den Hintergrund gerät, zum anderen daran, dass es keine rechte dramatische Steigerung gibt, die meine Emotionen intensiviert hätten, und selbst der Höhepunkt (ca. im letzten Viertel des Buches) nicht sonderlich markerschütternd und nur von kurzer Dauer war. Hier hätte man einfach deutlich mehr herausholen können.

Fazit
Im Großen und Ganzen hat mir Emma Mills neuer Jugendroman gut gefallen. Die Charaktere und der Schreibstil haben mir genauso zugesagt wie zuvor bei "Jane & Miss Tennyson". Allerdings gestaltete sich der Spannungsbogen etwas flach. Es kam zwar nicht direkt Langeweile auf, aber für meinen Geschmack hätte die Handlung deutlich komplexer sein können.
 

Rezension auf Buntes Tintefässchen