Rezension

Moshi Moshi

Moshi Moshi
von Banana Yoshimoto

"Moshi Moshi" beschreibt die Geschichte einer jungen Frau. Ihr Vater, ein bekannter Musiker, nahm sich mit einer Fremden das Leben und Yotchan bleibt mit der Mutter allein zurück. Während die beiden um den Verstorbenen trauern, fühlen sie sich zugleich verraten und hintergangen. Die Trauer um ihren Vater beschreibt Yotchan mit folgenden Worten:

"Blumen, Licht, Wünsche oder ausgelassenes Vergnügen, all das war auf einmal in weite Ferne gerückt. Ich war gefangen in einer tiefen Finsternis in der nur noch die elementarsten Bedürfnisse herrschten, wo nur noch die aus meinem Bauch kommende Kraft zählte und alles Schöne und Leichte keinen Wert mehr besaß." (S. 7)

Doch in diesem Buch geht es um viel mehr als das Gefühl der Trauer. Wir begleiten Yotchan ein kleines Stück auf dem Weg des Erwachsenwerdens und beobachten, wie sie aus dieser schlimmen Erfahrung auch an Stärke gewinnt. Yotchans Gedanken und Gefühle sind authentisch und nachvollziehbar beschrieben. Yoshimotos Schreibstil zeichnet sich durch seine ungeheure Leichtigkeit aus und dennoch gehen ihre Geschichten tiefer. In dem Restaurant in dem sie arbeitet, lernt Yotchan einen Mann kennen, in welchen sie sich zu verlieben glaubt. Aber ist die Liebe wirklich so einfach? Kann man sich aussuchen in wen man sich verliebt und was ist Liebe überhaupt?

Die Erzählweise des Buches ist typisch japanisch. Nachdem Yotchan ihre Mutter fragte, was sie eigentlich den ganzen Tag tue, antwortet diese mit einer seitenlangen Beschreibung von ihrem Alltag. Dieser besteht aus vielen Nebensächlichkeiten und ist gerade deshalb etwas Besonderes. Denn wann findet schon der Alltag Beachtung? Die Art wie Yoshimoto diesen Alltag beschreibt ist nicht langweilig, denn in diesem Abschnitt hat der Leser das Gefühl selbst durch Shimokitazawa zu schlendern und die Stadt genauer kennenzulernen.

Das Ende des Buches ist sehr gelungen, da es eigentlich kein richtiges Ende ist. Der Leser begleitet Yotchan über 304 Seiten hinweg und sie geht ihren Weg danach alleine weiter. Es gibt keinen Abschluss, der an ein konkretes Ereignis geknüpft ist. 

"Nichts hatte sich geändert, der Nebel hatte sich nicht gelichtet, und trotzdem war mein Herz zufrieden, als hätte es eine Antwort bekommen." (S. 293)

Fazit: "Moshi Moshi" ist sehr melancholisch, an einigen Stellen wunderschön, sodass man das Buch nicht niedergeschlagen, sondern mit einem Lächeln zur Seite legt. Eine sehr japanische, melancholische und tiefgründige Geschichte über die Trauer und deren Bewältigung, das Erwachsenwerden und die Liebe.