Rezension

Problembuch über Essstörungen für junge Teenager

750 Gramm pro Woche - Renate Kaiser

750 Gramm pro Woche
von Renate Kaiser

Bewertet mit 4 Sternen

Tabea ist 13, als sie mit ihren Eltern und ihrem 8jährigen Bruder von Stuttgart nach Düsseldorf umzieht.
im neuen Gymnasium findet sie nicht so schnell Anschluss und hat zunächst nur Kontakt zu Niklas, dem "Professor", einem Außenseiter aus ihrer Klasse, der sich für Bücher interessiert, Geschichten schreibt und in der Literatur-AG ist. Niklas warnt Tabea explizit vor der coolen und exklusiven Dreier-Clique der Klasse, die von der schönen und perfekten Aurelia angeführt wird.
Tabea schlägt Niklas Warnung spätestens dann in den Wind, als sie vermeintlich in die Clique aufgenommen wird. Besagte Clique stellt sich dann als LWC (Loose Weight Club) heraus, der es sich zum Ziel gesetzt hat, mindestens in die Kleidergröße 0 (Zero) zu passen. Tabea wird auf Probe aufgenommen unter der Bedingung, dass sie aufgrund ihres "Übergewichts" (sie wiegt knapp über 50 kg bei einer Größe von 1,61 m, was völlig normal und wünschenswert für ihr Alter ist) mindestens 750 g pro Woche abnimmt, idealerweise noch mehr. Das Gewicht wird bei den wöchentlichen Clubtreffen kontrolliert, um den Druck zu erhöhen.
Als Tabea das Ziel nicht erreicht, erlebt sie ihr blaues Wunder.
Ich will nicht zu viel verraten. Die Autorin schafft es überzeugend, den Gruppendruck und den harten und grenzenlosen Konkurrenzkampf unter 13jährigen Mädchen herauszuarbeiten. Der Wunsch dazuzugehören wird übergeordnet und ist immun gegen Vernunft und Verstand.
Allerdings halte ich das Buch nicht für realistisch. Tabea kann sich in einem extrem frühen Stadium lösen und von den Zwängen befreien und öffnet sich ihren Eltern. Mit 13 jedoch will ein Mädchen derartige Probleme mit sich selbst ausmachen. Auch ist sie erstaunlich distanziert und reflektiert ihre Gefühle sehr gut. Sie ist zu keinem Zeitpunkt wirklich ausgeliefert und genau das halte ich für (nahezu) unmöglich in dem Alter.
Dennoch denke ich, dass das Buch für pubertierende Teenager sehr wertvoll ist, weil es für die Problematik als solche sensibilisiert. Auch wenn die Realität leider bedeutend gefährlicher und härter ist und die Mädchen viel schneller in den Sog einer Essstörung geraten, aus dem sie so schnell nicht mehr herauskommen, als man so denkt, eben weil alles verdeckt geschieht und die Eltern es in den seltensten Fällen rechtzeitig mitbekommen.