Rezension

Faszination Natur und Mann

Der grüne Blitz - Jules Verne

Der grüne Blitz
von Jules Verne

Bewertet mit 3.5 Sternen

Die 18jährige Schottin Helena Campbell wird von ihren Onkeln Sib und Sam Melvill erzogen. Sie soll von diesen mit dem Gelehrten Aristobulus Ursiclos verheiratet werden. Helen ist dazu nicht bereit, ehe sie nicht den ihr aus der Zeitung bekannten „grünen Blitz“ gesehen hat – den letzten Funken grünen Lichts beim Sonnenuntergang am Meer an besonders klaren Tagen. Einer alten Legende nach kann sich in Liebesdingen nicht irren, wer das grüne Licht gesehen hat. Die Onkel und Helena brechen zu einer Reise entlang der Westküste Schottlands bis zu den Hebriden als letzter Station auf, um den grünen Blitz zu suchen. Es kommt allerdings immer etwas dazwischen. Einmal ziehen Wolken auf, ein anderes Mal fährt im letzten Moment ein Segelschiff vor der Sonne vorbei. Und dann schließen sich der Reisegesellschaft auch noch Aristobulus und der junge Olivier Sinclair an. Wird Helena den grünen Blitz sehen? Wird sie sich verlieben?

 

„Der grüne Blitz“ ist ein Liebesroman, der einzige des Autoren und ein für Jules Verne eher untypisches Werk, ist er doch eher für utopische Romane bekannt. Typisch für ihn sind allerdings einige der Romanfiguren. Onkel Sib und Onkel Sam sowie Aristobulus sind Exzentriker, wie sie bei Verne häufig vorkommen. Die Onkel vollenden jeweils die Sätze des anderen, teilen sich dieselbe Schnupftabakdose und gehen Arm in Arm spazieren. Aristobulus ist ein humorloser Wissenschaftler mit affenähnlichem Aussehen, ist sehr von sich eingenommen. Ständig gibt er trockenes Wissen preis. Helena und Olivier hingegen sind jung, romantisch, von reizvollem Aussehen.

 

Vor dem physikalischen Hintergrund, dass der grüne Blitz tatsächlich manchmal bei Sonnenuntergang auf hoher See auftritt und Naturphänomene den Menschen immer schon fasziniert haben, zieht dieses Buch den Leser in den Bann. Die Sprache in dieser Neuübersetzung des erstmals im Jahr 1882 veröffentlichten Originalromans ist unmodern, gleichwohl gut verständlich. Wörtliche Rede ist durch Spiegelstriche anstelle von Anführungszeichen kenntlich gemacht. Viele ganzseitige Schwarz-Weiß-Illustrationen sind eingestreut. Besonders eine Landkarte (S. 82) erleichtert die Orientierung auf Helenas Reise. Es ist eine liebevoll gestaltete Schmuckausgabe, verpackt in einem Schuber.

 

Für Liebhaber von Klassikern sehr zu empfehlen.