Rezension

Abgedrehter Humor + Mythologie = Götterdämmerung.

Götterdämmerung - Sven Böttcher

Götterdämmerung
von Sven Böttcher

Bewertet mit 4 Sternen

Bei Sven Böttchers “Götterdämmerung” handelt es sich nicht um einen ganz neuen Roman, sondern um eine überarbeitete Fassung, die 1992 schon einmal unter dem gleichen Titel erschien. An Aktualität und Witz hat die Geschichte aber im Laufe der Jahre nichts eingebüßt – ganz im Gegenteil, wo uns doch der Weltuntergang laut Mayakalender kurz bevor steht (man stelle sich an dieser Stelle ein Augenzwinkern vor).

Wie immer spreche ich zu Anfang den Schreibstil an und hier liegt für mich auch die einzige Schwachstelle des Buches. Er ist nicht zwar schlecht und Worte wie langweilig oder zu ausschweifend wären übertrieben, aber irgendetwas verhinderte trotzdem oftmals, dass ich aufmerksam blieb, was dann dazu führte, dass ich bestimmte Passagen noch einmal lesen musste um zu wissen, worum es genau geht. Was ich aber sehr amüsant fand, waren die Randbemerkungen, die zwar nicht oft vorkommen, dann aber über mehrere Seiten gehen und einem mit Humor die Verbindungen innerhalb der verschiedenen Götterfamilien näherbringen. Noch witziger ist dies im übrigen, wenn man sich mit Mythologie etwas auskennt – die Beschreibungen sind sehr treffend und im wahrsten Sinne des Wortes göttlich unterhaltend.

Die Geschichte zu beschreiben, könnte unter Umständen etwas verwirrend klingen, was sie aber im Buch eigentlich nicht ist, da auf den ersten Seiten jedes Kapitel der insgesamt drei Teile kurz zusammengefasst wird, z.B. “Viertes Kapitel, in dem Gwydiot sehr schmutzig wird und mit einem Stein plaudert”. Außerdem befindet sich am Ende des Buches ein “Wer hat was mit oder stammt von wem”-Götterregister.

Die Hauptrolle der Götter nehmen übrigens die Griechen mit Zeus an ihrer Spitze und die Asen mit Odin an dieser ein. Alles in allem lässt sich aber sagen, dass die meisten Familienmitglieder als ziemlich schwachsinnig und versoffen dargestellt werden und die meiste Zeit dabei sind Intrigen gegeneinander zu spinnen. Auf der Seite der Menschen kommen viele namhafte Personen vor, die unter Zeus’ Blitzen zu leiden haben und wegen denen sich die Geschichte völlig neu schreibt, z.B. Stalin oder Goethe. Was bei den menschlichen Protagonisten aus den drei verschiedenen Epochen passiert, befindet sich meist jeweils in einem eigenen Kapitel – die Übersicht verliert man trotz der vielen Personen also nicht.

Am besten kann man “Götterdämmerung” mit dem Humor aus den Büchern von Terry Pratchett und Douglas Adams vergleichen – herrlich bescheuert wobei man aber trotzdem etwas im Kopf haben muss, um ihn zu verstehen. Wenn das aber so ist, kommt man aus dem Kichern überhaupt nicht mehr heraus.