Rezension

Ein wichtiges Buch für Nicht-Muslime

Verschleierte Wirklichkeit - Christina von Braun, Bettina Mathes

Verschleierte Wirklichkeit
von Christina von Braun Bettina Mathes

Die Autorinnen Christina von Braun und Bettina Mathes beschäftigen sich mit dem (in der westlich-europäischen Sicht) sichtbarsten Symbol des Islam - dem, von gläubigen Muslimas getragenen, Kopftuch und der Verschleierung. Das Kopftuch gilt, insbesondere in der Islamkritik, als Symbol für den Islam und zugleich für die Unterdrückung der Frau im Islam. Die muslimische Bevölkerung in Deutschland und Europa wächst, das Kopftuch, weniger die Vollverschleierung, ist in vielen grösseren Städten allgegenwärtig. Dennoch gibt es kaum ein Kleidungsstück, das mehr Kontroversen hervorruft - Symbol der Unterdrückung, Schutz der Frau, oder einfach nur ein Zeichen des Stolzes der Trägerin?

Die Autorinnen beschäftigen sich in ihrem Buch zunächst mit dem Verhältnis von Islam und Christentum, anhand der Symbole des Kopftuches und des Kreuzes. Dabei wird auch die Geschichte und der Wandel der Verschleierung thematisiert, ebenso wie die Verschleierung im Christentum (ja auch die gibt es, liebe Islamkritiker). Ein wichtiger Aspekt ist die Beschäftigung der Autorinnen mit der Stellung der Frau in den drei Buchreligionen (Islam, Judentum, Christentum). Auch das, muslimische, Hauptargument für die Verschleierung, Schutz der Frau vor männlichen Blicken, wird fundiert thematisiert. Auch die zwei unterschiedlichen Wertvorstellungen (muslimisch und europäisch-westlich) werden im Hinblick auf die Verschleierung thematisiert. Auch die Symbolik des weiblichen Körpers für den Islam wird sowohl theoretisch, wie auch praktisch, am Beispiel der Türkei, besprochen. Das Buch endet mit der Hinwendung auf den Aspekt des Geldes, im Verbund mit der Prostitution.

Das Buch ist vor allem für Nicht-Muslime lesenswert, da nur wenige Menschen sich mit Dingen dfie sie kritisieren, tatsächlich beschäftigen. Das Buch ermöglicht. Sinn und Zweck des Kopftuches/der Verschleierung zu verstehen. Wenn man es verstanden hat, kann man noch immer Kritik üben, aber doch bitte nicht vorher. Den Aspekt des Geldes und der Prostitution fand ich weniger gelungen, auch fehlte mir der Aspekt des Stolzes und der Identität der Kopftuch-Trägerin, der meiner Meinung nach sehr entscheidend ist - denn: Der Koran schreibt nicht vor sich zu verschleiern oder Kopftuch zu tragen (siehe Sure 4). Insgesamt gesehen ein wichtiges Buch mit kleineren Schwächen, dennoch sollte man es gelesen haben.