Rezension

Corgi Henry im Buckingham-Palast

Die Queen und ich - aus dem Leben eines königlichen Corgis - Georgie Crawley

Die Queen und ich - aus dem Leben eines königlichen Corgis
von Georgie Crawley

Bewertet mit 5 Sternen

„...Zu Hause wäre ich zum Napf gestürmt und hätte den Inhalt ohne zu zögern verschlungen, aber die drei anderen Hunde warteten, also wartete ich mit ihnen. Offenbar war das auch so eine Palastregel, die ich nicht verstand. Ich meine, mal ehrlich, wer wartet denn, wenn er Essen vor der Nase hat?...“

 

Familie Walker besteht aus Amy und Jim sowie den 17jährigen Jack und seiner 12jährigen Schwester Claire. Dazu kommen der Corgi Henry und Katze Sookie. Doch vor 5 Wochen ist Jim ausgezogen.

Amy möchte ihren Kindern eine besondere Freude machen und besucht mit ihnen in London das Winter Wonderland. Dann stehen sie vor dem Buckingham-Palast, als ihn die Queen mit der Kutsche verlässt. Henry fühlt sich im Gewühl der Füße nicht wohl und verschwindet im Palastgarten. Dort wird er gefunden. Plötzlich hockt er inmitten der königlichen Hunde.

Die Autorin hat einen spannenden und berührenden Gegenwartsroman geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen. Sie wird abwechselnd von Amy und Henry erzählt.

Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Die Personen werden gut charakterisiert.

Das Eingangszitat gibt einen ersten Gedanken von Henry wieder. Das Leben im Palast ist für ihn Neuland. Trotz aller Pracht aber möchte er zurück zu seiner Familie. Henry ist ein freundlicher Hund. Die Arroganz seiner tierischen Artgenossen kann er nicht nachvollziehen.

Amy setzt alles dafür ein, dass es ihren Kindern gut geht. Sie möchte, dass sie den Kontakt zum Vater nicht verlieren. Das ist schwierig, denn Jack betrachtet das Verhalten des Vaters als Verrat. Ab und an schimmert eine feiner Humor durch, wie das folgende Zitat zeigt:

 

„...Wann genau lernten Kinder eigentlich die Fähigkeit, sich immer genau dann in Luft aufzulösen, wenn sie helfen sollten?...“

 

In Amys Part geht es darum, wie das Leben ohne Corgi weitergeht. Sehr anschaulich wird dargestellt, wie der kleine Hund der Familie fehlt. Er war nicht nur Spielgefährte, auch Tröster in schwieriger Situation. Die Familie versucht alles, um Corgi zu finden. Amy erweist sich als starke Frau, die selbst Jim klar macht, was sie von ihm erwartet.

Währenddessen mischt Henry den Palast auf. Nicht nur, dass er alle Räume erkundet, er verhält sich auch zum Personal freundlich. Ganz nebenbei lerne ich als Leser so einige Zimmer des Palastes kennen. Die anderen Hunde stehen Henry anfangs skeptisch gegenüber. Er ist nicht von Stand, hat keinen Stammbaum und gehört hier nicht her. Henry erkennt, dass ihre Haltung auch mit der Abwesenheit der Queen zu tun hat. So, wie er seine Familie vermisst, vermissen die anderen die Königin. Henry redet nicht viel. Er erweist sich einerseits als gelehriger Schüler, zeigt aber andererseits den anderen, dass eine Prise Freundlichkeit und Achtung vor der Leistung des Personals positive Spuren hinterlässt.

Ganz nebenbei betätigt er sich auf unnachahmliche Weise als Heiratsvermittler. Tief im Inneren aber steckt die Angst, was mit ihm wird, wenn die Queen zurückkehrt. Wie soll er seine Familie finden?

Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Henry zeigt durch sein Verhalten, dass sich Liebe nicht durch Glanz und Reichtum ersetzen lässt. Gleichzeitig öffnet er den anderen Hunden die Augen für die Dinge, die sie bisher als selbstverständlich hingenommen haben.

Das folgende Zitat stammt zwar von Claire, passt aber auf die ganze Geschichte:

 

„...Das liegt wohl daran, dass unser Zuhause mehr aus den geliebten Menschen besteht, nicht dem Ort...“