Rezension

Konfliktreiche Geschichte um zwei Frauen die ein Kind bekommen

XX - Angela Chadwick

XX
von Angela Chadwick

Frauen können endlich auch ohne Männer Kinder bekommen! Dank einer neuen Methode kann jetzt aus zwei Eizellen ein Embryo werden. Dass bei dieser Methode ausschließlich Mädchen mit zwei X-Chromosomen gezeugt werden können und weder für die Schwangerschaft noch die Geburt wirklich Männer gebraucht werden, passt einigen fanatischen bibeltreuen Anhängern der sogenannten „Traditionellen Familie“ so gar nicht und sie versuchen alles um (in diesem Fall lesbischen) Frauen diese Möglichkeit zu verwehren. 

Jules und Rosie nehmen an der neuen Studie teil, sie wollen die Möglichkeit nutzen, um ein genetisch eigenes Kind zu bekommen. Jules lässt sich von der Euphorie mitreißen, dass es überhaupt möglich ist, ein genetisch eigenes Kind mit ihrer Frau zu haben. Sie entschließt sich trotz Zweifeln, den entscheidenden Schritt zu gehen. 

Der Roman wird aus Jules Sicht erzählt. Sie ist die Ich-Erzählerin und schildert im Präsens ihre Sichtweise der Ereignisse. Vor allem ihr innerer Konflikt wird sehr glaubwürdig und nachvollziehbar dargestellt, auch wenn diese Schilderung teilweise von Wiederholungen geprägt ist.
Der Stil wirkt anfangs ein wenig unbeholfen,die Dialoge manchmal gestelzt, aber das legt sich im Lauf der Geschichte. Die Erzählweise bleibt aber im Gegensatz zu diesem unkonventionellen Thema sehr traditionell.

Die Geschichte wird getragen von den Konflikten die Jules mit den Gegnern der Studie auszufechten hat, mit Rosie, ihrem Vater, ihrem Chef und auch mit sich selbst. Das wird zuweilen sehr anstrengend für die Leser*in, weil die große Unterstützung für die beiden, die ich eigentlich erwarten würde, ausbleibt und Jules fast allein gegen alle Widerstände (auch ihre eigenen) kämpfen muss. Gegendemonstrationen, Solidarisierungen und Unterstützung via Social Media etc. fehlen fast vollständig, was eigentlich wenig Sinn macht, weil der Gesetzentwurf ja erstmal erstritten werden musste und dafür brauchte es Menschen die dafür kämpfen.

Andrea Chadwick ist mit ihrem ersten Roman ein Einblick in ein ungewöhnliches und in der Literatur nur sehr selten vorkommendes Thema gelungen. Sie hat diese hochinteressante (möglicherweise) Zukunftsvision zwar nur auf konventionelle Art umgesetzt, aber die Figuren und der Blick auf die Argumente beider Seiten sind durchweg gelungen!