Rezension

Weh dem, der seine Meinung sagt!

"Mein Sohn bleibt bei mir!" - Mesale Tolu

"Mein Sohn bleibt bei mir!"
von Mesale Tolu

Der Fall der deutschen Journalistin Meşale Tolu wurde, nachdem ihre Verhaftung durch türkische Sicherheitsbehörden in der Öffentlichkeit bekannt wurde, im Westen heftig kritisiert. Tolu ist deutsche Staatsbürgerin, die deutschen Behörden wurden über die Inhaftierung allerdings erst später in Kenntnis gesetzt. Es handelt sich um einen der bekannt gewordenen juristischen Akte, die gegenüber freien und kritischen Journalisten in der Türkei im Jahre 2017 stattgefunden haben.

Soweit die nüchterne Beschreibung des offiziellen Sachverhalts. Meşale Tolu meldet sich mit dem vorliegenden Buch nun selbst zu Wort 
Eindringlich und gefühlvoll beschreibt sie ihren Leidensweg von der gewaltsamen Verhaftung durch türkische Sicherheitsbehörden Ende April 2017, über eine monatelange Untersuchungshaft bis zur ihrer Freilassung im Dezember 2017. Sie darf allerdings, ebenso wie ihr bereits vor ihr freigesetzter Mann, die Türkei nicht verlassen.
Meşale Tolu versteht es, den Leser auf eindrucksvolle Weise an ihrem Schicksal teilhaben zu lassen. Sie erzählt über Ängste und Zuversicht, über die aufopferungsvolle gegenseitige Unterstützung der Mitinsassen im Frauengefängnis. Berührt wird der Leser verfolgen, wie die Sehnsucht nach ihrer Familie, insbesondere ihrem zweijährigen Sohn Serkan, sie einerseits immer wieder erschüttert, ihr aber im Endeffekt die Kraft gibt, ihren Weg zu gehen.

Mein Fazit:
Der jungen Autorin gelingt mit dem vorliegenden Buch die eindrucksvolle und gefühlvolle Schilderung eines unglaublichen "Erlebnisses", das an Gefühlskälte kaum zu überbieten ist. Der Weg von ihrer Verhaftung bis zu ihrer Freilassung sind in gekonnter sprachlicher Fassung spannend und berührend zugleich. Ja, sie versteht ihr Handwerk als Journalistin und als Kämpferin für die Meinungsfreiheit. Ihr Mut und ihre Hingabe sind schlichtweg beeindruckend.
Ein Buch, das sich liest wie ein Roman, aber eine wahre Begebenheit schildert, immer wieder für Kopfschütteln sorgt und Mut macht, für Demokratie und Freiheit mutig einzutreten.