Rezension

Ein Schmuckstück in meinem Bücherregal

Metropolen der Antike - Jean-Claude Golvin

Metropolen der Antike
von Jean-Claude Golvin

Bewertet mit 5 Sternen

»Wer hat sich beim Anblick spektakulärer Ruinen oder beim Lesen von Geschichtswerken nicht schon einmal gefragt, wie die Bauwerke und Städte wohl wirklich aussahen? Babylon, Karthago, Palmyra, Alexandria, Delphi, Olympia … allein die Namen verleiten zum Träumen.«

Ich gestehe: Diese einleitenden Worte sprachen mir genau aus dem Herzen. Ruinen, antike Bauwerke, Zeugen vergangener Kulturen – das sind Dinge, die mich absolut faszinieren. Und tatsächlich habe ich mir beim Betrachten irgendwelcher Säulenreste jedes Mal vorgestellt, wie der Ort wohl tatsächlich mal ausgesehen haben mag.

 

Der Autor studierte Architektur, begeisterte sich früh für die Antike und leitete zehn Jahre lang ein Forschungszentrum in Ägypten, das die Tempelanlange in Karnak restaurierte. Damals begann er, die Stätten, an denen er gearbeitet hatte, zeichnerisch zu rekonstruieren. Eine raffinierte Methode, bei der es darauf ankommt, alle irgendwie verfügbaren Informationen zu sammeln und in einer Zeichnung zusammenzuführen. Fehlende Informationen können natürlich nicht wie in einem Text einfach weggelassen werden, stattdessen muss man sich an solchen Stellen bemühen, die Lücken bestmöglich zu füllen. Für mich eine wirklich bemerkenswerte Methode!

In den einleitenden Worten erläutert der Autor diese Technik der Rekonstruktion, spricht offen über die damit verbundenen Schwierigkeiten, über die Vorteile und Kritikpunkte.

In mittlerweile zwanzig Jahren hat er über 600 Illustrationen gefertigt, dieses Buch stellt eine ganze Reihe davon vor. Es finden sich Zeichnungen zu vielen wichtigen antiken Orten aus dem Zeitraum von 2.500 v. Chr. bis ins 5. Jahrhundert n. Chr.

 

Obwohl heute meist am Computer gearbeitet wird, zeichnet Golvin Aquarelle – und das absolut meisterlich! Wer wie ich das gedruckte Wort der Datei vorzieht, empfindet da schon gleich besondere Sympathie. Die Zeichnungen lassen aber auch wirklich keine Wünsche offen, sind beeindruckend schön, übersichtlich und informativ. Zu jeder Stätte gibt es eine große Übersichtsseite mit ausführlichen Erklärungen. Dabei erfährt man auch, welche Infos belegt sind, welche vermutet werden und wie die Stätte heute aussieht.

 

Das Buch ist ein wahres Schmuckstück, hat aber auch ein ordentliches Format und Gewicht. Nichts für unterwegs, aber das Lesen auf dem heimischen Sofa macht großes Vergnügen. 80 antike Metropolen gilt es zu bewundern, darunter natürlich zum Beispiel Babylon mit seinen „Hängenden Gärten“, die Felsenstadt Petra, Athen und die Akropolis oder – besonders ausführlich – Rom. Natürlich finden sich auch Metropolen in Deutschland, mich faszinierten dabei die besonders, die ich gut kenne: „Colonia Claudia Ara Agrippinensium“ (Köln) oder „Augusta Treverorum“ (Trier).

 

Am Anfang findet sich ein sehr übersichtliches Inhaltsverzeichnis, geordnet nach Ländern / Regionen. Am Ende sind auf einer historischen Weltkarte alle Stätten aus dem Buch eingezeichnet. Ein Glossar zu den verwendeten Fachbegriffen rundet alles perfekt ab.

 

Fazit: Faszinierende Zeichnungen, die in meinem Kopfkino die Antike erstehen lassen. Ein Schmuckstück in meinem Bücherregal.