Rezension

ein bezauberndes Jugendbuch, das einen nicht so schnell wieder loslässt

Lucian - Isabel Abedi

Lucian
von Isabel Abedi

Bewertet mit 5 Sternen

Lucian ist ein Jugendbuch, das sich nicht so einfach beschreiben lässt. Es ist kein gewöhnlicher Roman, weder eine einfache Liebesgeschichte noch ein wirklicher Fantasyroman. Lucian ist ein bisschen von allem und dennoch einzigartig.

Die Idee, die Isabel Abedi ihrem Roman zu Grunde legt ist wunderschön und eine sehr gelungene Abwechslung, wodurch sich dieses Jugendbuch stark von anderen Büchern des Genres unterscheidet. Sie erweckt darin eine Vorstellung, die auch einem einsamen Menschen das Gefühl geben kann nicht allein zu sein. Vor allem im Alter ist dies mit Sicherheit etwas, woran man sich gerne festhalten möchte.
Sie erklärt die Verbundenheit zwischen Lucian und Rebecca und warum sie nicht ohne einander sein können. Durch die wundervollen und detaillierten Beschreibungen von Isabel Abedi kann man sich diese Gefühle als Leser gut vorstellen und auch nachvollziehen. Man fühlt mit den beiden Hauptfiguren mit und kann sich in sie hinein versetzen. Durch die Ich-Perspektive gilt dies vor allem für Rebecca, deren Gedanken und Gefühle sehr gut dargestellt werden.

Rebecca ist auch eine sehr sympathische und reale Figur. Neben ihren Gefühlen für Lucian, kommen auch ihre Gefühle für die anderen Personen sehr gut zur Geltung.
Sie hat ein sehr gutes Verhältnis zu ihrer Mutter und deren Lebensgefährtin Spatz, aber auch zu ihrem Vater, den sie allerdings nicht oft sieht. Nur ihre Stiefmutter Michelle scheint etwas gegen Becky zu haben. Den Grund dafür erfährt sie allerdings erst viel später.
Gegenüber Sebastian, ihrem Ex-Freund, hat Becks starke Gewissensbisse. Sie will ihn nicht verletzen, kann ihm aber auch die Sache mit Lucian nicht erklären, zumal sie sie ja selbst nicht wirklich begreifen kann.
Ihrer besten Freundin Suse steht sie in jeder Lebenslage bei und versucht sie zu unterstützen. Auch nach einem heftigen Streit raufen sich die Beiden wieder zusammen, weil sie einander vermissen.
Anfangs erzählt sie ihr zwar nichts mehr von Lucian, weil sie glaubt, dass Suse ihre Gefühle für ihn nicht verstehen könne. Nachdem sie sich wieder versöhnt haben, wird Becks aber offener und schüttet ihr Herz aus.

Lucian hingegen ist ein sehr geheimnisvoller Charakter, den man nicht so leicht durchschauen kann. Er hat Angst vor seinen Gefühlen für Becky und fürchtet Schuld an ihrem Tod zu sein, weil er immer wieder davon träumt und in diesem Moment bei ihr ist. Deswegen geht er auch immer wieder auf Distanz, was er allerdings selbst nicht lange aushält. Je weiter er und Becks voneinander entfernt sind, desto größer ist der Schmerz, den sie dann empfinden. Aus diesem Grund folgt er ihr auch schließlich in die USA, obwohl er selbst mit dafür verantwortlich war, dass ihre Mutter sie in einer Nacht-und-Nebel-Aktion zu ihrem Vater schickte. Nach und nach lernt man aber auch Lucian besser kennen und vor allem seine Sorge um Rebecca und seine Liebe zu ihr machen auch ihn zu einer sehr liebenswerten Figur.

Für die Eltern von Becky entwickelt man als Leser eher zwiespältige Gefühle. Einerseits hasst man sie dafür, dass sie ihrer Tochter nicht glauben und sie mit aller Macht von Lucian trennen wollen. Andererseits versteht man aber warum sie so handeln, denn eigentlich wollen sie ihre Tochter einfach nur beschützen.

Die Handlung des Buches ist in drei Teile untergliedert. Im ersten Teil lernt man Rebecca und Lucian kennen und erlebt, wie sich die beiden Stück für Stück näher kommen bis hin zu ihrer plötzlichen Trennung, die den Leser vollkommen überrumpelt. Außerdem werden viele Fragen aufgeworfen, vor allem was Lucians Vergangenheit bzw. sein ganzes Wesen und seine Verbindung zu Rebecca betrifft. Des Weiteren gibt es auch in diesem ersten Teil schon viele spannende Wendungen und Ereignisse, mit denen man absolut nicht gerechnet hat, z.B. woher Janne so viel über Lucian weiß.

Der zweite Teil handelt von der Zeit, in der Becky und Lucian voneinander getrennt sind. Er wird nicht mehr aus der Sicht von Rebecca erzählt, sondern besteht aus den Emails, die sie in dieser Zeit von ihren Freunden und ihrer Familie erhält.

Der dritte Teil wird dann wieder aus der Perspektive von Rebecca geschildert. In diesem letzten Teil finden Becks und Lucian wieder zueinander und alle Geheimnisse werden gelüftet. Endlich erfährt man, was Lucian ist und woraus diese Verbundenheit zwischen ihm und Becky resultiert. Man erfährt außerdem, was es mit den Träumen von Rebeccas Tod auf sich hat. Diesen Abschnitt gestaltet Isabel Abedi so spannend, dass man den Roman spätestens ab der Hälfte dieses dritten Teils gar nicht mehr aus der Hand legen kann.

Man möchte unbedingt wissen, wie die Geschichte um Becky und Lucian ausgeht und wünscht den Beiden einfach nur das Beste. Eigentlich möchte man nach dieser spannenden Auflösung nur noch, dass es ihnen gelingt Beckys Tod zu verhindern und Beide miteinander glücklich werden.
Ob man das Ende schließlich als Happy End betrachtet oder nicht, muss jeder selbst für sich entscheiden. Traurig und mitreißend ist es auf jeden Fall.

Der Schreibstil von Isabel Abedi löst viele Emotionen im Leser aus, vor allem am Ende, und sorgt dafür, dass man sie mit den beiden Hauptfiguren richtig verbunden fühlt. Ihre Sätze sind überwiegend lang, lassen sich aber sehr fließend lesen. Ausdrücke verwendet sie nur sehr selten und auch dann nur in direkter Rede und an den passenden Stellen. Dadurch ist der Roman nicht nur für Jugendliche geeignet. Auch Erwachsenen ist er sehr zu empfehlen, wenn sie eine interessante und gefühlvolle Geschichte mit Fantasy-Elementen lesen wollen.

*FAZIT*

Lucian ist ein bezauberndes Jugendbuch, das einen nicht so schnell wieder loslässt. Die Idee ist außergewöhnlich und die Charaktere sind sympathisch und lebensnah. Die Handlung bleibt immer spannend und löst die verschiedensten Gefühle im Leser aus.

Eine wundervolle Liebesgeschichte, die jedoch noch viel mehr zu bieten hat!