Rezension

Verstehe den Hype nicht

Jerusalem - Simon Sebag Montefiore

Jerusalem
von Simon Sebag Montefiore

Jerusalem - Hauptstadt des Staates Israel, für viele (gläubige) Menschen der heiligste Ort auf Erden, seit vielen Jahren Schauplatz religiöser Gewalt. Simon Sebag Montefiore legt eine Biographie einer faszinierenden Stadt vor, die weltweit von der Presse als Meisterwerk gefeiert wurde ("Packend, überragend, ein Meisterwerk!" The Times). 

Der Autor beschreibt in seinem Buch die umfangreiche Geschichte Jerusalems von den Anfängen bis zur Gegenwart. Er thematisiert den Einfluss der großen Religionen auf die Stadt, die Kreuzzüge, die Herrschaft der Mamelucken und der Osmanen, den Imperialismus und den Zionismus. Er beschreibt die Epochen und den andauernden Wandel, welche die Stadt prägten (und bis heute prägen), wie auch die Menschen die zur Gestaltung und der Geschichte Jerusalems beigetragen haben. 

Montefiore ist eine (zumeist) fundierte Geschichte Jerusalems gelungen, er hat zahlreiches, auch zuvor unbekanntes, Archivmaterial verwendet und das Buch ist gut und flüssig zu lesen. Zu kritisieren ist aber: Liest man nur Montefiores Buch über Jerusalem könnte man zur Meinung kommen, die Geschichte der Stadt besteht zum größten Teil aus Gewalt, Fanatismus und sexueller Eskapaden. Der Autor schreibt gelegentlich sehr effekthaschend und glaubt (der Widerhall der Presse scheint ihn zu bestätigen), Blut, Sex und Fanatismus verkaufen sich gut und kommen beim Leser gut an. Zudem finden sich (zumindest in meiner Ausgabe) viele, teils haarsträubende, Fehler - das muss nicht sein. Positiv zu bemerken ist, dass das Buch reich bebildert, und mit Karten und Stammbäumen ergänzt, ist. 

Fazit: Netter Zeitverteib, wer auf Biographien von Städten "steht", dem empfehle ich aber Ackroyds London-Biographie.