Rezension

Auch Zensur kann die (unschöne) Wahrheit nicht vernichten

Braunbuch -

Braunbuch
von

Das "Braunbuch" löste heftigste Kontroversen aus, wurde nach Erscheinen in Westdeutschland zensiert und verboten - mittlerweile ist es (zähneknirschend) wieder erlaubt worden. Warum das ganze Gezeter? Weil das "Braunbuch" konsequent die Verstrickungen wichtiger deutscher Persönlichkeiten bis in höchste Kreise des NS-Regimes offenlegt und nachweist (und das bei einer Fehlerquote von unter einem Prozent).

Anhand empirischer Belege zeigt das "Braunbuch" die Verstrickungen von führenden Vertretern von Staat, Armee, Verwaltung, Justiz, Wirtschaft und Wissenschaft in der Bundesrepublik Deutschland mit dem nationalsozialistischen Regime und lässt die "Entnazifizierung" in Westdeutschland in ganz anderem Licht erscheinen.

Wer noch immer glaubt, die Bundesrepublik Deutschland wurde 1949 auf einer demokratischen Basis errichtet, dem wird das Buch die Augen öffnen. Aber Vorsicht, es könnte ein im Dunklen gehaltenes Familiengeheimnis ans Tageslicht kommen. Ewiggestrige Reaktionäre und Geschichtsvergessene werden das Buch hassen, allen anderen ist das "Braunbuch" wärmstens empfohlen. 

Kommentare

Sansa kommentierte am 06. November 2013 um 00:59

*grübel* Mir fällt der genaue Grund zwar nicht leider nicht mehr ein, aber ist die BRD nicht strenggenommen sogar nicht nicht rechtsgültig? (Edit: Das klingt ein bisschen konfus, ich meine damit, dass es sie strenggenommen nicht (mehr) geben dürfte und sie keine rechtliche Wirkung (mehr) hat.) (Nein, ich möchte keine politische Diskussion vom Zaun brechen! Es fiel mir nur gerade ein.)

Und mich verwirrt gerade das Cover ein wenig (das kann aber auch daran liegen, dass man die Schrift auf dem Bild so schlecht erkennen kann). Ist das sogesehen nur eine Namensliste oder ein "normales" Sachbuch?

kommentierte am 06. November 2013 um 13:03

Zunächst hast du recht, die BRD ist kein rechtsgültig legitimer Staat, darüber muss/kann man auch gar nicht diskutieren. Diese These kann ich als Histioriker guten Gewissens vertreten (ganz ohne Ideologie zu Hilfe nehmen zu müssen).

Das Cover mag seltsam erscheinen, da (zumindest meine Ausgabe) das Buch in den meisten Auflagen in der DDR veröffentlicht wurde (wo sehe ich da bloß die Verbindung, treiben mich etwa Vorurteile zu dieser Meinung?).

Es ist weit mehr als eine Namensliste. Zentral sind natürlich die Namen der NS-Verbrecher, es wird aber immer auch klar gesagt, wie weit die Verstrickung ins NS-Regime reichte und welche Posten die betreffenden Personen in der BRD ausübten (und dabei kann es einem echt schlecht werden).

Sansa kommentierte am 06. November 2013 um 18:27

*lach* Da bin ich mir immer nicht so ganz sicher. Es gibt bestimmt Menschen, die über sowas diskutieren können. Immerhin gibt es auch Menschen die behaupten, dass es keinen Holocaust gab etc.

Ja, es ist etwas irreführend, aber danke für die Erklärung :) Dann kann ich es ja ohne weitere bedenken auf die "Muss-ich-mir-merken"-Liste setzen.

Ach, mögliche Vorurteile und Ideologien stören mich eigentlich nicht. Die Illusion, dass ein politisches Thema (oder auch Buch) 100%ig neutral und wertfrei ist, habe ich schon lange nicht mehr. Einem Geschichtsbuch und der Zeitung soll und darf man schließlich auch nicht alles blind glauben.

Manchmal ist das aber doch ziemlich schade, dass man sich nicht wirklich neutral informieren kann. Wollte vor einer Weile mal aus der Bücherrei Bücher über den Kommunismus ausleihen, weil das Thema a) bei uns in der Schule sehr sehr kurz gekommen ist und b) ich gerne weiß, wer und was meine Möglichkeiten und Alternativen bei Wahlen sind. Musste dann aber feststellen, dass ich eigentlich nur die Wahl zwischen Marx Persönlich und diverse Linksgegner hatte. Sowas ist frustrierend.

kommentierte am 07. November 2013 um 18:22

Sicher gibt es Menschen, die die Shoah ("Holocaust") abstreiten, aber mit denen kann man nun gar nicht diskutieren, da für eine Diskussion ein Diskussionspartner mit einer gewissen Intelligenz von Nöten ist - mit meiner morgentlichen Waffel kann ich auch nicht diskutieren, habe vor ihr aber wesentlich mehr Achtung als vor den geschichtsvergessenen Shoah-Leugnern. 

Denken ohne Vorurteile ist mMn nur schwerlich möglich, man sollte nur erkennen, dass man Vorurteile ins eigene Denken integriert, und das gelingt den meisten Menschen nicht. Ideologie hingegen finde ich großartig (sofern es die richtige Ideologie ist).

Gute Literatur über den Kommunismus zu finden, ist tatsächlich schwer. Empfehlen würde ich Iring Fetscher, Wolfgang Abendroth oder meine eigene Examensarbeit :),die aber leider nicht veröffentlicht ist :( 

Sansa schrieb am 09. November 2013 um 20:29

Ja, das habe ich auch festgestellt. Aber was wäre das Leben ohne "Einmal und nie Wieder"-Erfahrungen? ^^

Eben! Man wächst ja auch schon mit gewissen Vorurteilen auf bzw kriegt diese sehr früh vermittelt oder muss später gegen sie ankämpfen.. Wie gesagt, sowas ist ja auch in Ordnung und darauf kann/muss/sollte man sich einstellen. Aber wenn ich nichtmal zu einem bestimmten Thema auf möglichst neutraler Basis Grundwissen erlangen kann, dann ist in meinen Augen irgendwas schiefgelaufen ^^ Hat ja z.T. auch etwas mit Meinungsfreiheit zu tun. Und ohne Grundwissen kann ich mir die nunmal keine eigene Meinung bilden. Ich weiß, ich habe seltsame Ansichten *lach*

Vielen dank! :) Dann schau ich mal, wie ich die beiden mal am besten in die Finger kriegen kann. Wenns nicht veröffentlicht wurde, könnte das wirklich ein leichtes Hindernis werden :) Hattest du das Thema allgemein oder eher Marxismus-Leninismus?

kommentierte am 09. November 2013 um 22:29

Thema war "Antikommunismus in der frühen Bundesrepublik" - man kann auch über den Antikommunismus viel über den Kommunismus lernen.