Rezension

verwirrend

Wir schlafen nicht - Kathrin Röggla

Wir schlafen nicht
von Kathrin Röggla

Bewertet mit 0.5 Sternen

Zum Inhalt (übernommen vom Fischerverlag)
Sie schlafen nicht. Ob Unternehmensberater, Online-Redakteur oder Key Account Managerin: Sie schlafen nicht. Denn es geht um Organisation, um Content, um Kommunikation, vor allem aber um die eigene Identität. Auch hier auf dieser Messe, wo sie gerade stehen, mit dieser Frau, die ihnen Fragen stellt. Und so reden sie, reden über ihr Leben mit der Droge Arbeit, über Hierarchien, über Erfolg und Privatleben. Sie erzählen von unserer Arbeitswelt - von Überidentifikation, Konkurrenz und Pleiten. Das Gespräch gleicht einer Stunde der Offenbarung: Die Business Analysten analysieren sich selbst.
Kathrin Röggla hat für diesen Roman zahlreiche Interviews mit Consultants, Coaches, Programmieren und Praktikanten geführt. Sie hat diese Gespräche zu einem fiktiven Kosmos verwoben, der zugleich fremd und erschreckend vertraut erscheint.
Ein außergewöhnlicher Roman, der einen bestechend scharfen Blick auf das Berufsleben wagt. Ein Porträt der Menschen in unserer Gesellschaft, von denen man sagt, dass sie unsere Gegenwart gestalten - einzigartig in der deutschsprachigen Literatur.

Meine Meinung:
Kathrin Röggla hat in den vergangenen Jahren viele Preise und Aufmerksamkeit erhalten, das hat mich neugierig gemacht. Den Ansatz für dieses Buch fand ich interessant: reale Interviews zu einer fiktiven Geschichte zu verstricken, Figuren sich begegenen lassen, die sich in der Realität vielleicht nicht miteinander unterhalten hätten. Auch das Setting auf einer Messe und den Fokus auf die Berufswelt haben mich angesprochen. Leider bleibt das Buch aber hinter meinen Erwartungen zurück.

Positiv: die Figuren erscheinen lebendig, man kann sich das Gespräch lebhaft vorstellen. Der Schreibstil ist nah am gesprochenen Wort, es kommt zu Wiederholungen und Einwürfen, Satzfragmenten. Außerdem hat sich gute Fragen gestellt, denn die angerissenen Themen sind spannend und geben Einblicke in den Alltag und die Sichtweisen der Menschen.

Negativ: ganz schlimm fand ich, dass alles durchgängig klein geschrieben war. Im Internet stört mich das gar nicht, aber in einem Buch - nein danke. Die Menschen hinter den Figuren scheinen total spannend zu sein - bleiben aber sehr vage und undeutlich im Roman. Ich glaube ich hätte die Interviews interessanter gefunden als das Kunstwerk am Ende.