Rezension

Ein „Klemmi“ auf Abwegen

Der Metropolist - Seth Fried

Der Metropolist
von Seth Fried

Weit entfernt von Pulp Fiction, wie der Klappentext weis machen will. Langweilig und haarsträubend konstruiert.

Im Fall von „Der Metropolist“ dachte sich der Verlag, er weckt bei der Beschreibung seines Buchs Assoziationen zu einem der Kultfilme schlechthin: Pulp Fiction. Das damit die Erwartungen an den Inhalt ins schier Unermessliche steigen, wird in diesem Fall zum Problem.

 

Wenn ich an Pulp Fiction denke, dann habe ich vor allem schräge, aber einprägsame Charaktere im Kopf, knackige, teils ausufernde, aber immer auch witzige Dialoge und nicht zuletzt eine raffiniert aufgebaute und ineinander verschachtelte Story. Allerdings kommt das, was ich in diesem Buch vorgefunden habe, nicht einmal Ansatzweise an den Kultfilm ran. Schon der Einstieg war furchtbar zäh. Der Protagonist Henry ist ein „Klemmi“, wie er treffenderweise bezeichnet wird. Nun ist ein solcher Status tatsächlich die beste Grundlage für eine rasante Weiterentwicklung, das gebe ich gerne zu. Aber es ist wirklich nicht notwendig, diesen Umstand über fast ein Drittel des Buches mit gähnend langweiligen Fachsimpeleien über Stadtplanung, Verwaltungsarbeit und Lokomotiven auszuführen. Als schließlich endlich etwas Bewegung in die Handlung kommt, wird dies mit dem Auftauchen der künstlichen Intelligenz OWEN gefeiert. (Warum dieser Name durchgehend großgeschrieben wird, ist mir ein Rätsel, denn die Abkürzung, für die die Buchstaben potenziell stehen könnten, wird nirgendwo erläutert.) OWEN soll nun Klemmi Henry und seinen total wichtigen Auftrag (rette die Stadt) aufmischen. Allerdings verstehe ich darunter nicht, einen Kalauer an den anderen zu reihen, währenddessen zu saufen und mit möchtegern-komischen Projektionen aufzuwarten. Hinzu kommt, dass dabei eine unlogische Sache auf die nächste folgt, Dinge als gegeben hingenommen werden, die völlig hirnrissig sind, und zugunsten des „Irgendwie müssen wir ja jetzt aus der Sache wieder raus kommen“ die Handlung immer haarsträubender und konstruierter wird. Mehrmals stand ich kurz davor, das Buch abzubrechen, weil es mir schlichtweg zu dämlich wurde. Doch letztlich habe ich dann doch bis zum Ende durchgehalten, was mich nur bedingt versöhnen konnte.

 

Fazit: Der Verweis auf Pulp Fiction hat meine Meinung zum Buch zusätzlich geschmälert. Dadurch konnte ich Handlung und Charaktere nicht mehr neutral betrachten, sondern verglich sie unweigerlich ständig mit dem angeblichen filmischen Äquivalents - und da konnte „Der Metropolist“ quasi nur verlieren. Dieser Marketingkniff ging für mich also völlig in die Hose, weswegen ich nur 2/5 Sternen vergebe.