Rezension

Angenehmer Schreibstil mit diversen Zitaten

Termitenkönigin - Philipp Brotz

Termitenkönigin
von Philipp Brotz

Provokant und mit einem großen Schwerpunkt auf Literatur "Termitenkönigin" von Philipp Brotz war ein ungewöhnliches Leseerlebnis, konnte mich jedoch nicht völlig überzeugen.

Den Schriftstil prägen diverse literarische Zitate und Texte, welche von den Protagonisten selbst verfasst werden und in den Roman, mit Kursivschrift hervorgehoben, einfließen. Dennoch liest sich das Buch flüssig und es ist leicht sich in der Handlung zu orientieren. Mir gefällt, dass mit einer Geschichte in der Geschichte gearbeitet wird. Die letzten drei Sätze sind auch die ersten drei Sätze und rahmen so die gemeinsame Geschichte des Paares Lena und Paul ein.

Beim Kennenlernen der beiden zeigt sich, dass Paul einige fragwürdige Ansichten hat und Menschen mit einer Behinderung oder aus der Masse herausstechendem Kleidungsstil als zumindest peinlich, wenn nicht gar seiner nicht würdig, empfindet. Wer sich erhofft, dass Paul als Charakter im weiteren Verlauf des Romans reift, wird enttäuscht werden. Paul und seine Einstellung zu Menschen, die er liebt, finde ich ausgesprochen erschreckend. Es ärgert mich, wie schwach und auf sich bezogen er bis zum Schluss ist. Das hat die Handlung sehr ins Negative gezogen. Einerseits finden sich stellenweise höchst philosophische Gespräche und Kurzgeschichten, die sicher enorme Mühe beim Verfassen des Romans gekostet haben und andererseits ist vieles oberflächlich und in Schemata verhaftet. Dadurch blieb viel Potential ungenutzt. Ich hatte den Eindruck, dass der Roman provozieren wollte. Paul als Protagonist wurde in keiner Weise als sympathisch und liebenswert dargestellt, sondern vor allem eines: oberflächlich. Er ist so eine Art Mensch, von dem man sich wünscht, er möge einmal sich selbst begegnen, um zu erfahren wie es ist, so behandelt zu werden.

Lena scheint hingegen ein sehr verkopfter, schlagfertiger Mensch zu sein und ein großes Herz zu haben. Schnell wird jedoch klar, dass auch sie unter Problemen leidet und damit nur schwer zurecht kommt: "Es baue sich einfach so viel Druck auf jeden Tag. Das Genügenmüssen. Das Mithaltenmüssen. Das Aushaltenmüssen."

Ein interessantes Leseerlebnis mit Potential, insgesamt habe ich mich jedoch schwer getan mit diesem Roman. Ich liebe Romane, die eine besondere Note haben, mit witzigen und geistreichen Dialogen und Zitaten oder Briefen. Das alles findet sich hier und dennoch kann es mich nicht begeistern. Es ist mir alles ein wenig zu sehr drüber. Ich habe das Gefühl, dass es eher darum geht zu provozieren, als den Leser mitzunehmen.
Für mich ist "Termitenkönigin" von Philipp Brotz leider befremdlich. Eine Leseempfehlung kann ich nur für diejenigen aussprechen, die gern einen Roman abseits der breiten Masse lesen wollen.