Rezension

Was, wenn du den Tod deiner Liebsten immer vor Augen hast?

Numbers 01. Den Tod im Blick - Rachel Ward

Numbers 01. Den Tod im Blick
von Rachel Ward

Bewertet mit 4 Sternen

Jem kann mit einem Blick in die Augen, das Todesdatum jedes Menschen sehen. Was für den einen wie eine Gabe klingen mag, ist für sie jedoch ein Fluch.
Sie versucht sich soweit es geht von anderen abzuschotten, da sie das Ende jeder Bindung immer vor Augen hat.
Dann tritt der Junge Spinne in ihr Leben und obwohl er bald sterben wird, lässt sie sich auf ihn ein.
Doch plötzlich geschieht das Unfassbare und nun müssen beide vor dem Gesetz fliehen.

Die Charaktere Spinne und Jem sind super bearbeitet. Beide kommen aus der Unterschicht und müssen sich irgendwie durchs Leben kämpfen, was man auch an ihrer Sprache merkt.
Spinne ist in der Drogenszene aktiv und Jem wird von Pflegefamilie zu Pflegefamilie gereicht. Doch als die beiden sich begegnen, scheint es endlich einen Grund zu geben, morgens aufzustehen.

Vor allem mit Jem fühlt man mit, da alles aus ihrer Sicht beschrieben wird und einem die ganze negative Seite dieser "Gabe" bewusst wird. Jeden Tag ist sie mit dem Tod konfrontiert und so ist es kein Wunder, dass sie andauernd den Blickkontakt mit anderen Menschen meidet und sich fragt, warum gerade sie so anders sein muss.
Als sie dann Spinne begegnet und die beiden von nun an alles zusammen machen, ist das Unglück perfekt, da Jem andauernd an den Tag denken muss, an dem sie ihn verlieren wird. Nun versucht sie verzweifelt das Schicksal zu ändern und der Leser fühlt mit Haut und Haaren mit. Von Anfang an hatte ich die Hoffnung, dass Jem es noch schafft und jedesmal, wenn sie einen Rückschlag einstecken musste, schmerzte es mich umso mehr und ließ mich einige Tränen vergießen.

Die Wandlung die Jem im Laufe des Buches durchmacht, ist unglaublich und ging mir sehr nah. Vor allem das Ende, an dem eine riesen Überraschung wartet, wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben.

Allerdings hat das Buch zwischenzeitig auch seine Längen, da es im Prinzip nur um die Flucht von Jem und Spinne geht. Diese wurden jedoch durch das "Fesselpotential" wieder wettgemacht, da ich wie besessen weitergelesen habe, weil ich unbedingt wissen wollte, ob Jem Spinnes Schicksal ändern kann.

Ein sehr gut geschriebenes Jugendbuch das einen von Anfang an mitfiebern lässt. Für alle diejenigen, die eine gute, realitätsbezogene (bis auf Jems "Gabe") Geschichte lesen wollen, an der sie noch lange zu knabbern haben, da man das Buch nicht einfach zuschlägt, sondern noch länger drüber nachdenkt.