Buch

Commissario Carabello - Alessandro Nonno

Commissario Carabello

von Alessandro Nonno

In der Kanzlei des berühmten Berliner Rechtsanwalts und Strafverteidigers Wolfgang Wochinz, genannt WoWo, der auch eine Kanzlei in Rom unterhielt, residierte die junge und schöne Sekretärin Ludmilla Santoz, als Frau Doktor Ludmilla. So wurde sie von den Klienten respektvoll genannt. Ludmilla Santoz war militärisch streng, obwohl sie erst Anfang dreißig und sogar besonders attraktiv war. In Wahrheit hieß sie gar nicht Santoz sondern Ostrovsky, so stand es auch in ihrem Pass. Sie nannte sich jedoch Santoz, weil sie einmal mit einem Artisten vom rumänischen Zirkus ein Verhältnis hatte, dem zwei Kinder entsprungen sind. Verheiratet war sie mit dem Santoz nicht, so hieß der rumänische Artist, ein Messerwerfer, seinen Namen verwendete sie aber weil ihr das von Vorteil schien. Auch der Artist hieß nicht Santoz sondern Popescu, aber er fand Santoz besonders gut zu einem Messerwerfer passend. Frau Doktor Ludmilla war schlank, blond, sexy, streng, zurechtweisend und manchmal sogar charmant. Und zwar dann und nur dann, wenn es sich um besonders reiche Klienten handelte. Zu den einfachen Verbrechern, den Räuber, Mördern, Kindsverderbern und Betrügern war sie streng. Jeder der Klienten musste Frau Doktor zu ihr sagen, obwohl Frau Doktor niemals eine Hochschule von innen gesehen, geschweige denn studiert hatte. Die Reichen aber durften sie gar Frau Doktor Lilly nennen. Lilly war nicht aus besseren oder auch nur soliden Verhältnissen, nein, sie war ein Straßenkind aus Rumänien, irgendwo in Siebenbürgen, weshalb sie neben rumänisch und italienisch auch Deutsch konnte - und beides sogar ausgezeichnet - was ihr später den Posten beim Berliner Anwalt einbrachte, denn Wochinz konnte Sie somit in Berlin, wie auch in Rom einsetzen. Außerdem machte sie auf jeder-mann den Eindruck höherer Bildung. Wochinz war ein alter Fuchs, weit über siebzig, mit einer Schwäche für attraktive Sekretärinnen, überhaupt für solche aus dem Ausland. Er hatte schon eine Mexikanerin, eine Polin, eine Russin, eine Mazedonierin, eine Griechin und eine Marokkanerin, doch nach jeweils nur wenige Monaten quittierten die Damen bereits wieder den Dienst, weil der alte Wochinz seine Hände überall hatte, nur nicht an seinen Gesetzbüchern, sondern vornehmlich an den Kurven seiner Sekretärinnen. Nur bei Ludmilla Santoz wagte er sich nicht heran, zu streng waren ihre Augen, zu militärisch ihr Auftreten. Doch Wochinz lauerte auf seine Gelegenheit und die würde kommen, so war er sich sicher.

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Art:
eBook
ISBN:
9783750418745
Verlag:
Books on Demand
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