Rezension

Tolle und herzerwärmende Geschichte über Lydias Trauerprozess

Zwei in einem Herzen - Josie Silver

Zwei in einem Herzen
von Josie Silver

Dass dieses Buch ziemlich emotional werden würde, habe ich vermutet. Dennoch war ich überrascht davon, wie sehr es mich für sich eingenommen hat. Allerdings sollte man dem Klappentext nicht trauen - er trifft in meinen Augen zu wenig auf den eigentlichen Roman zu! Dieses Buch durfte ich im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks lesen.

Darum geht's in «Zwei in einem Herzen»:

Lydia und Freddie waren ein Paar, seit sie Teenager waren - bis Freddie bei einem Autounfall stirbt. Lydias Welt, ihre Träume und Hoffnungen zerbrechen. Die Trauer um Freddie zerfrisst sie, für etwas anderes ist kein Platz mehr. Daran können auch ihre Familie und Jonah, Freddies bester Freund, der beim Unfall dabei war, nichts ändern. Bis Lydias Mutter sie überredet, Schlaftabletten zu nehmen - und Lydia in ihren Träumen eine andere Welt betritt, in der Freddie noch lebt. Getröstet von dem Wissen, dass sie Freddie noch nicht ganz loslassen muss, kämpft sich Lydia Schritt für Schritt ins reale Leben zurück. Dabei erkennt sie, dass sie sich nicht ewig in der Traumwelt verstecken kann. Doch wird sie es schaffen, Freddie endgültig loszulassen?

 

Meine Meinung:

Das Buch ist aus Lydias Sicht und in der Ich-Form geschrieben. Die Geschichte beginnt 2018, kurze Zeit nach Freddies Unfall, und erstreckt sich über beinahe zwei Jahre. Die Kapitel sind gegliedert in Schlaf- und Wachphasen, was immer angekündigt wird - so kann man sich als Leser*in gut orientieren. Der Schreibstil ist sehr angenehm und flüssig, manchmal fliegen die Seiten nur so dahin.

Der Verlauf der Geschichte ist geprägt von Lydias Trauerbewältigung. Während sie am Anfang noch tief in ihrer Trauer steckt und am liebsten den ganzen Tag schlafen würde, um sich dem Schmerz nicht stellen zu müssen, macht sie während der Geschichte eine grosse Entwicklung durch. Dabei spielt die Traumwelt eine grosse Rolle. Aber auch Lydias Familie und Freunde helfen ihr dabei, schmerzhafte Momente - das erste Weihnachtsfest, Silvester, Geburtstag, geplante Hochzeit - durchzustehen. Ich fand es schön, dies als Leserin mitzuerleben und zu sehen, wie Lydia es schafft, sich nach und nach zurück ins Leben zu kämpfen.

Die Wechsel zwischen der realen und der Traumwelt fand ich interessant und erfrischend - ich kenne kein anderes Buch, in dem das explizit so vorkommt. Auch fand ich es schön, dadurch Freddie kennenlernen zu können, weil dies ja nicht der Fall gewesen wäre, wenn die Geschichte nur in der realen Welt gespielt hätte. Vielleicht hätte ich mir am Schluss noch einige Erklärungen zur Traumwelt gewünscht - und wie Lydia es geschafft hat, dorthin zu gelangen.

Die Charaktere waren mir sehr sympathisch. Natürlich stand Lydia im Zentrum, aber auch ihre Schwester Elle, ihre Mutter, Elles Mann David, Lydias und Freddies bester Freund Jonah und Lydias Arbeitskollegen hatten immer wieder Auftritte, in denen sie mir als Leserin näher kommen konnten und ein bisschen ans Herz gewachsen sind. Aufgrund des Klappentextes hätte ich vermutet, dass Jonah eine viel bedeutendere Rolle einnehmen würde, was allerdings nicht der Fall war. Also würde ich euch empfehlen, an dieser Stelle keine zu hohen Erwartungen zu haben!

Wo wir schon beim Thema Erwartungen sind: Selbstverständlich darf man bei so einem Buch mit vielen Emotionen rechnen, und diese Erwartungen werden auch erfüllt (meiner Meinung nach vor allem gegen Ende). Wer aber nach einem gewissen Trauerprozess eine zarte Liebesgeschichte erwartet, die sich nach und nach weiterentwickelt und gegen Schluss beinahe kitschig wird, wird eher enttäuscht sein. Und auch spannende Momente gibt es in dieser Geschichte eher selten.

 

Fazit: 

«Zwei in einem Herzen» ist ein emotionaler, herzerwärmender Roman mit liebenswerten Charakteren, einer originellen Art von Trauerbewältigung und einer starken Frau als Protagonistin, die lernen muss, ohne den liebsten Menschen, den wichtigsten Mann, weiterzuleben. Liebesgeschichtentechnisch dürfte es noch ein wenig mehr sein, deshalb gibt es vier von fünf Sternen.