Rezension

Ist Rache ein Gericht, das kalt genossen werden will?

Töte mich - Jon Osborne

Töte mich
von Jon Osborne

Bewertet mit 5 Sternen

Kalt, kälter, am kältesten - meine Adern und Venen verwandelten sich in Eislaufbahnen - schaurig gut und unheimlich fesselnd! Klasse!

Nathan Stiedowe wie von großem Ehrgeiz angetrieben. Er möchte Richard Ramirez, den BTK - Killer, Richard Speck, den Son of Sam und John Wayne Gacys Verbrechen nachahmen, aber mit einem entscheidenden Unterschied. Die Fehler, die ihnen zum Verhängnis wurden, wird er nicht wiederholen. Er geht präzise und akribisch vor, geradezu unheimlich.

Special Agent Dana Whitestone, Ende 30, Single, ohne Kinder, nur mit Kater Oreo lebend, arbeitet in der Außenstelle des FBI in Cleveland / Ohio. Sie jagt den Cleveland Slasher, der schon fünf kleine Mädchen auf dem Gewissen hat. Als ob diese Jagd nicht schon alptraumhaft genug wäre, findet sich am jüngsten Tatort ein Bild einer Hand, mit einem Pentagramm in der Innenfläche. Zuerst können sie das nicht zuordnen, aber als in Los Angeles eine ältere Frau ermordet wird, in genau derselben Weise wie Ramirez, der Nightstalker seinen ersten Mord beging, zieht der Fall erschreckende Kreise.

Dana ahnt noch nicht, daß sie quer durch die USA wird reisen müssen, immer darauf aus, den Killer zu schnappen. Sie argwöhnt schon bald, daß eine wie auch immer geartete Verbindung zum Serienkiller bestehen könnte. Aber sie kann sich nicht einmal in ihren düstersten Alpträumen ausmalen, wie diese ist und daß sie schon bald den heißen Atem des Killers im Nacken spürt. Wer ist nun Jäger, wer Gejagter? Und was ist der ganze Zweck dahinter? Denn der Killer hat einen Masterplan ..

Jon Osborne ist hier ein wahrhaft fieser Serienkillerthriller gelungen. Beide sind traumatisiert. Dana und Nathan, der in Finsternis wandelt. Die Kindheit beider war schlimm, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Nur nach und nach enthüllt der Autor die Hintergründe von Danas Vergangenheit und ihrer Nemesis Nathan. Heißt er überhaupt Nathan? Gute Frage!

Er schreibt in einem atemlosen, unmittelbaren Schreibstil, der einen direkt an die Nieren geht und die Nerven ordentlich beben läßt. Das Timing ist nahezu perfekt und was er über diverse Serienkiller schreibt, ist sehr gut recheriert.

Sehr gewiefte Thrillerleser werden einen entscheidenden Twist vorhersehen, aber das tut dem Leseerlebnis keinen Abbruch, weil man dann erst recht wissen will, wie es weitergeht.

Beide, Dana als auch ihr Antagonist Nathan sind im Grunde genommen gebrochene Menschen. Dana spricht dem Alkohol ein wenig zu sehr zu, was aber unter den Umständen nicht weiter verwunderlich ist. Nathan hat nicht nur eine grauenhafte Kindheit hinter sich, sondern mußte als junger Erwachsener einen weiteren unsäglichen Horror erleben, der etwas in ihn zerbrochen hat und ihn endgültig triggerte die Dunkelheit in sich auszuleben.

Der Autor jedoch entschuldigt keineswegs die Taten Nathans. Er behält die Perspektive des neutralen Erzählers bei. Dana ist diejenige, die expressiv ihre Emotionen äußert.

Die Spannung ergibt sich aus der Jagd auf den Täter, aber ebenso aus den Innenansichten verschiedener Finsternisse - Danas, bei der aber Hoffnung auf eine Dämmerung besteht und Nathans, der scheinbar in der ewigen Nacht verloren ist.

Das Buch ist fesselnd und unheimlich bis zum Ende!