Rezension

Dürer und die Königskrönung

Der Aachener Hund -

Der Aachener Hund
von Günter Krieger

Bewertet mit 5 Sternen

„...Der Karmontag im Jahre des Herrn 1526 war ein schwarzer Tag, nicht allein für die ehrwürdige Reichsstadt Nürnberg. Ein schwarzer Tag auch für das Reich, ja für die Welt, die ohne die Kunst des großen Meisters um einiges ärmer wäre...“

 

Mit diesen Worten von Hans Ebner als Nachruf auf Albrecht Dürer beginnt das Buch, das eine besondere Episode im Leben des Malers näher beleuchtet. Hans Ebner besucht Dürer wenige Tage vor seinem Tod. Die Erinnerung der beiden gehen zurück ins Jahr 1520, als Karl V. Im Dom zu Aachen als Kaiser gekrönt wurde.

Der Autor hat einen abwechslungsreichen historischen Roman geschrieben.

Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Das Besondere ist, dass das Geschehen aus verschiedenen Gesichtspunkten erzählt wird. Da ist zum einen Hans Ebner, der im Beisein des todkranken Dürer an die Vergangenheit erinnert wird. Dabei ist Dürer häufig der Stichwortgeber. Zum anderen ist es Marilla, eine junge Frau, die als Findelkind auf einem Bauernhof aufwuchs und mit dem Hund nach Aachen geflohen ist, als ihr Ungemach drohte. Zum dritten ist es der 10jähirige Peter von Enden, bei dessen Vater, dem Bürgermeister, die Delegation mit Dürer in Aachen untergekommen ist.

Dürer wird nicht in erster Linie als großer Künstler, sondern als Mensch mit viel Empathie, aber auch Fehlern und Schwächen dargestellt. Sein gefühlvoller Umgang mit Peter, sein Einsatz für Marilla zeugen von seiner Begabung, Menschen einschätzen zu können und ihnen Mitgefühl entgegenzubringen.

 

„...“Nun, Bub? Bist du schon gespannt auf den König?“, fragte er mich. „Der ist mir egal“, winkte ich ab. […] „Peter,!“, sagte Vater mahnend. „Wenigstens sagt euer Bub, was er denkt. Dafür könnte man ihn beneiden, findet Ihr nicht?“...“

 

Andererseits halten sich die Mitglieder der Delegation bis in der Nacht im Wirtshaus auf und frönen des Spieles. Notfalls bezahlt Dürer seine Schulden mit einer Zeichnung.

Sehr gut werden die Lebensverhältnisse zur damaligen Zeit wiedergegeben. Eingebettet sind außerdem Aachener Sagen.

Die Delegation, mit der Dürer gereist ist, ist für die Krönungsinsignien verantwortlich. Als kurz vor der Ankunft des zukünftigen Königs plötzlich ein Handschuh verschwunden ist, ist guter Rat teuer. Doch Dürer hat eine genialen Einfall.

Gut gefallen hat mir, dass am Ende keine Frage offen bleibt. Auch die weiteren Lebenswege von Marilla und Peter werden kurz skizziert.

Ein umfangreiches Nachwort trennt Fiktion von Realität. Es wird durch Zeichnungen aus Dürer Skizzenbuch ergänzt.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.