Rezension

Aller Anfang ist schwer

Mr Boheme -

Mr Boheme
von Lilian Dean

Lauwarme Liebesgeschichte, die lange braucht, bis der Funke überspringt

Die ersten Kapitel sind die schwersten. Dabei geht es jedoch nicht ums Schreiben eines Buches, sondern um das Lesen von Mr. Boheme. Es mussten erst einige Kapitel vergehen, bevor mich das Buch erwischt hat. In einer anderen Stimmung hätte es auch sein können, dass ich es weglege und es vielleicht oder vielleicht auch nicht irgendwann weitergelesen hätte. Das wäre allerdings schade gewesen, denn nach einer gefühlten Ewigkeit macht es richtig Spaß, das Buch zu lesen.

 

Claire ist etwas naiv. Ihre Beziehung zu Ray steht eigentlich von Beginn der Geschichte an auf der Kippe und man stellt sich schon sehr früh die Frage, warum sie ihn nicht längst verlassen hat. Sie ist schon längst nicht mehr glücklich, versucht aber sich selbst vom Gegenteil zu überzeugen. Ray versucht stetig, sie zu ändern, bis Claire so ist, wie seine Partnerin sein sollte.

 

Die Distanz zwischen Samus Hütte und dem Ressort wird einerseits als sehr langer Weg beschrieben, zwischendurch hat man aber auch öfter das Gefühl, es wäre nur ein kurzer Fußmarsch.

Der obligatorische Tiefpunkt in der Beziehung der beiden wirkt sehr gewollt und aufgeblasen.

Das ein Stadtmensch wie Claire sich mir nichts, dir nichts für ein absolutes Einsiedlerleben auf einem anderen Kontinent entscheidet, klingt zwar sehr idyllisch, aber auch ziemlich unrealistisch. Schließlich gibt es in der Hütte nicht nur ein Internet, sondern auch keinen Strom, kein warmes Wasser bzw. überhaupt kein fließendes Wasser. Die Hütte ist nur zu Fuß durch einen mehrstündigen Weg durch den Wald erreichbar. Das ist für einen Autor äußerst unpraktisch für einen Autor, vor allem, da bei Claires Ankunft erwähnt wird, dass die Winter in dieser Gegend besonders streng und lang sind.