Rezension

Ein Sommer mit Asta Nielsen

Das Haus der Winde -

Das Haus der Winde
von Sylvia Frank

Bewertet mit 3 Sternen

Juni 1934: Gut gelaunt unternehmen die Schwestern Asta und Johanne einen Segeltörn, als sie gerammt werden. Zunächst sieht es so aus, als ob sie für den nicht unerheblichen Schaden aufkommen müssen, bis die Fischer mehrere Studenten im fliegenden Holländer als Verursacher ausmachen.  Nachdem die Sache aus der Welt geschafft ist, will Asta für ihren guten Freund Joachim Ringelnatz, von ihr liebevoll Ringel genannt, ein Bett bauen lassen. Er soll in ihrem Haus, das sie Karusel nennt, von seiner schweren Krankheit genesen. Da trifft es sich gut, dass Kai, der Fischer, auch ein hervorragender Möbelbauer ist. Asta und Kai kommen sich näher, sie verbringen unbeschwerte Wochen auf der Ostseeinsel Hiddensee.

Der Stummfilmstar Asta Nielsen inmitten der Insulaner.  Neben Ringelnatz zählten Gerhard Hauptmann, Heinrich George und viele Größen ihrer Zeit zu ihren Freunden. In das Leben der Insulaner konnte ich mich gut hineinversetzten, Sylvia Frank hat mich direkt daneben gestellt, mich als Beobachter einen Blick auf deren Alltag werfen lassen.

Die Zeit des Stummfilms ist vorbei, Asta wendet sich dem Theater zu. Als Hitler sie umgarnt, ihr eine eigene Filmgesellschaft anbietet, vom Staat finanziert, lehnt sie ab. Sie, die Dänin, will nichts mit den Nazis zu tun haben.

Dieser unbeschwerte Sommerurlaub mit der Diva, die ganz bescheiden daherkommt, ein großes Herz für alle hat, ist kurzweilig und unterhaltend geschrieben. Eine Auszeit in Hiddensee, ganz nett zu lesen, eine Liebelei – oder war es doch Liebe? Genau so könnte es gewesen sein, einen unprätentiösen Umgang mit den einfachen Leuten pflegte sie. Es war ihr letzter Sommer auf dieser Ostseeinsel, danach kam sie nie wieder her.  

„Das Haus der Winde“ ist angenehm zu lesen, die Liebesgeschichte nimmt für meinen Geschmack jedoch einen zu breiten Raum ein. Das Angebot der Nazis, mit ihnen zu kooperieren, wurde auf wenigen Seiten abgetan. Was an und für sich in Ordnung ist, doch die Ankündigung dessen las sich für mich, als ob da noch mehr kommen müsste. So bleibt eine wohlgefällige Liebesgeschichte übrig – wie eine Sommerbrise. Ein durchaus erfrischender Roman für vergnügliche Lesestunden.