Rezension

Ein bewegender Erfahrungsbericht

Einen Sommer noch - Eric Baumann

Einen Sommer noch
von Eric Baumann

Bewertet mit 4.5 Sternen

Fazit.« Solange wir nicht tot sind, leben wir noch und diese kleine Zeitspanne sollte in jeder Hinsicht bestmöglich genutzt werden».

“Einen Sommer noch” habe ich zweimal gelesen, 2011 und zehn Jahre später, jetzt, 2021. Es war ein “Flohmarkt”-Fund”. Mir gefällt das Buch, sowohl inhaltlich als auch vom Stil, das mag an meinem fortgeschrittenen Alter und meinem Interesse an bestimmten, authentischen Thematiken liegen. Mit der chronologischen Erzählung wird auch ein gewisser Spannungsbogen aufgebaut, falls man das bei diesem heiklen Thema so sagen darf.

Leider kann ich mir die beiden hier vorhandenen Rezensionen nicht aufrufen (vielleicht weil sie zu alt sind, weil Baumann verstorben ist, ich weiß es nicht), die nicht allzu viele Sterne vergeben haben, daher kann ich nur Vermutungen über etwaige Kritikpunkte anstellen.

Mir gefällt das Buch aus verschiedenen Gründen:

Es ist ein authentischer Erfahrungsbericht, der hautnah, von Anfang an, an Baumanns Leben teilhaben lässt, an den Sonnen- (sein Glücksgefühl beim Regenbogen in der Wüste) und natürlich auch an den Schattenseiten. Der einem die eigene, zuweilen spontane Vergänglichkeit plastisch vor Augen führt.

Ich freue mich, dass er es noch schaffte, alles aufzuschreiben, so viel zu reisen, obwohl er leider 1 Jahr nach Veröffentlichung (2008) im Jahr 2009 verstarb.

Mich sprechen sein Allgemeinwissen, seine Allgemeinbildung als Journalist an und sein Sprachstil an. Der Leser erhält nicht nur Informationen über den Befund Hirntumor und die Therapie, Baumann stellt sämtliche Therapien vor und man erfährt auch Kurioses (S.24/56) über das Sprachzentrum z.B., sondern erfährt auch Dinge über die Musikbranche, bereiste Orte usw.

Baumann schildert so plastisch, die Kopfschmerzen z.B., dass man sich als Leser das Martyrium bildhaft vorstellen kann, auch wenn man nicht an derselben Diagnose leidet.

Trotz allem, ist der Roman mit Humor gespikt.

Beispielhafte Formuluierungen, die mir aufgrund ihrer Wortfall, des metaphorischen Stils gefallen haben:

« Natürliches Licht gibt es hier nur aus der Erinnerung»(47),«Selbst für heruntergekommene Bruchbuden werden obzöne Mieten verlangt» (47),« Dieses Glioblastom ist das Enfant terrible, der Tyrannosaurus unter der Hirntumor-Sippe»(99)« Du hast für mich derzeit den Status eines Vermissten»(107),«Die Tage sind kostbar, wie nie zuvor, vergehen aber einfach so, flutschen mir durch die Finger wie glitschige Fische»(179).

Nett ist auch das Einarbeiten des schweizerischen Dialekts und das Glossar am Ende: « Lieblingssatz in der dortigen Mundart ist “ e auä o” -fünf chinesisch klingende Selbstlaute, für die man Hochdeutsch wohl “ich wohl auch” sagen würde»(42). Schön finde ich auch, dass auch Baumann in sich in einer dreiseitigen Danksagung austobt. Das kenne ich:).

Ich kann das Buch jedem empfehlen, der gern Erfahrungsberichte liest und sich auch mit dem Leben und seiner Endlichkeit auseinandersetzt.

Fazit.« Solange wir nicht tot sind, leben wir noch udn diese kleine Zeitspanne sollte in jeder Hinsicht bestmöglich genutzt werden».