Rezension

„Neptune“ ist, wie der Vorgängerband, ein Muss für Freunde der „Schatzinsel“.

Long John Silver - Neptune
von Xavier Dorison Mathieu Lauffray

Mit der "Neptune" machen sich Lady Hastings und Long John Silver auf den beschwerlichen Weg über den Atlantik. Während der Reise steigen die Spannungen an Bord und setzen eine Spirale der Gewalt in Gang. Der Druck auf John Silver, endlich zu handeln, wächst, und es ist fraglich, ob der Pakt mit Lady Hastings dem standhält. John Silver hat sich vielleicht für den Moment zähmen lassen, aber er bleibt ein äußerst gefährlicher Mann.

Willkommen am Bord der "Neptune", dem Schiff, das der sagenhaften Stadt Guyanacapac entgegen segelt, mit einer Frau, einem Arzt, Seemännern und Piraten an Bord. Hat der erste Band dieser Reihe sich noch um Lady Viviane Hastings gedreht, wechselt dieser Band nun den Fokus und betrachtet Long John Silver als Hauptprotagonisten. In diesem Band gibt es einige Parallelen zur "Schatzinsel", so sieht man Silver gleich auf der zweiten Seite umringt von der Schiffsmannschaft sitzen und alte Geschichten erzählen und genau wie bei Jim Hawkins entwickelt er Zuneigung zu einem Jungen, der auch ungefähr in demselben Alter ist, wie Jim damals.
Bei diesem Band kann man sagen, dass er etwas grausamer daherkommt, als der erste Band. Der Konflikt zwischen dem Kapitän und Silver spitzt sich zu, es ereignet sich ein tragischer Unfall, oder besser gesagt ein Mord und ein junger Bursche wird ausgepeitscht. Diese Story ist sowohl vom Inhalt, als auch von den Bildern düster. Schon die erste Seite der Graphic Novel ist bildlich sehr gewaltig. Ein Schiff, welches in der dunklen Nacht im Meer treibt, nur von Laternen etwas erhellt. Die Illustrationen von Mathieu Lauffray passen sich wieder wunderbar der Geschichte an und unterstreichen den gesprochenen Text mit einer eigenen Note. Obwohl dieser Band nur auf hoher See spielt, entwickeln die Bilder keinen monotonen Stil, sondern bleiben abwechslungsreich.
Auch die Figuren entwickeln sich weiter. Dr. Livesey weiß immer noch nicht mit seiner Zerrissenheit umzugehen und tut am Ende etwas, was man ihm nicht zugetraut hätte. Die Lady spielt weiter ihre kleinen Spielchen und Silver wird wieder mehr und mehr der Pirat, den man kennt. Als die Stimmung dann umkippt kommt es zu einem Show-down und die Meuterei bricht aus. Hier zeigen sich die Abgründe der menschlichen Psyche auf und die Figuren befinden sich fast schon in einem Wahn. Es ist fast schon unheimlich, wie dieser Band es schafft den Leser mitzureißen und mit fiebern zu lassen. Als der Junge, Jack, in seinem eigenen Blut steht, kann man nur Gänsehaut bekommen und die Beklemmung dieser Situation selber fühlen.
Der einzige Störfaktor ist Moxtechica, ein Indianer, der Byron Hastings auf dem ersten Schiff begleitet hat. Seine Rolle in dieser Graphic Novel ist absolut undurchsichtig. Zweimal sieht man ihn mit verzücktem Gesicht an der Reling stehen, aber man wird absolut nicht schlau aus ihm. Es kann gut sein, dass er im nächsten Band eine Schlüsselrolle spielt, aber bisher wirkt er als Charakter nur blass und von Sinnen.

Fazit

„Neptune“ ist, wie der Vorgängerband, ein Muss für Freunde der „Schatzinsel“. Düstere Bilder mischen sich mit düsteren Charakteren und einer gewaltigen bildlichen, sowie textlichen, Atmosphäre.