Ungewöhnliches Paar
„Das unbändige Herz der Countess“ von S. M. LaViolette alias Minerva Spencer führt wieder zwei völlig gegensätzliche Protagonisten zusammen.
Countess Alicia Selwood ist eine zweifache Witwe, die endlich ihre eigenen Wünsche ausleben will. Sie ist zwar finanziell unabhängig und als Amerikanerin von vornherein ein gesellschaftlicher Außenseiter, aber trotzdem muss sie vorsichtig sein, damit ihr Privatleben privat bleibt. Für ihre nächtlichen Abenteuer engagiert Alicia mit dem wortkargen und düsteren Joss Gormley einen starken Beschützer, der diskret über sie wacht. Je mehr Zeit die beiden verbringen, desto mehr fühlt sich Alicia zu ihrem Diener hingezogen, der ebenso von Anfang an seine unangemessenen Gefühle für seine Herrin unterdrücken musste. Aber mit einer Beziehung würden sie sämtliche Tabus brechen.
Das Buch ist der zweite Band der Zeit der Versuchung Reihe, in der es um Paare abseits jeder Konventionen geht. Fanden im ersten Band noch eine berüchtigte Madame und ein Pastor zusammen, geht es nun um eine reiche Witwe und ihren persönlichen Diener, der außerdem eine sehr dunkle Vergangenheit hat.
Alicia stammt selbst aus sehr armen Verhältnissen und hat sich mit ihrem ersten Ehemann fast an die gesellschaftliche Spitze geheiratet. Zumindest galt dies für Amerika, denn in England zählt ein Adelstitel wesentlich mehr. Mit ihrem zweiten Ehemann hat sie auch diesen erhalten, aber glücklicher ist sie trotzdem nicht. Ihr Vermögen ist in Gesellschaftskreisen zwar hochgeschätzt, aber die unterschwellige Verachtung spürt Alicia trotz allem. Würde jemand von ihrem ungehörigen Verhältnis zu ihrem eigenen Diener erfahren, wäre die folgende Ausgrenzung unvermeidlich. Zumal Alicia dadurch den Kontakt zu ihrer geliebten Stieftochter verlieren würde.
Joss ist sich seiner Stellung wohl bewusst, auch wenn er heimlich etwas anderes hofft. Alicia ist für ihn weit mehr als eine Affäre und er würde alles für sie riskieren.
Die Konflikte kommen im Buch sehr gut heraus und die Autorin schafft es erneut, die außergewöhnliche und eigentlich unmögliche Konstellation glaubwürdig und fesselnd darzustellen. Der Funke zwischen den Protagonisten springt definitiv über und ich habe bis zum Ende mit den beiden mitgefiebert.
Mein Fazit:
Das Buch sorgt mit seinen ungewöhnlichen Charakteren für Abwechslung und bekommt von mir sehr gern eine Leseempfehlung!