Rezension

Zugfahrt in die Vergangenheit

In Richtung Stoppelfelder -

In Richtung Stoppelfelder
von Lene Jansen

Ein zutiefst bewegender Roman verbirgt sich hinter dem schönen Titel "In Richtung Stoppelfelder" von Lene Jansen.

Es geht um Jule, die im Zug sitzt, auf dem Weg zur Beerdigung ihrer besten Freundin. Im Gepäck hat sie jede Menge Erinnerungen und Gefühle. Wie das Schicksal so will begegnet sie hier ihrer ersten großen Liebe Hannes. Nach Jahren der Funkstille ist ihr in ihrer kraftlosen Trauer alles andere danach, mit ihm zu reden. Doch die gemeinsame Zugfahrt wird zu einer Reise in die Vergangenheit, vermischt mit der Gegenwart und einer alles entscheidenden Frage.

Schon allein das traumhaftschöne Cover lässt die Leserschaft wahrhaft dahinträumen von einstigen Spätsommertagen, wo der Wind ein laues Lüftchen über die Felder weht. Warum es Stoppelfelder und nicht Weizen- oder Gerstenfelder heißt, wird der aufmerksame Leser/ die aufmerksame Leserin im Laufe des Buches erfahren.

Lene Jansen hat einen wunderbaren, fließenden Schreibstil,der beim Lesen seine eigene Magie entfaltet. Einerseits fiel es schwer, das Buch aus der Hand zu legen, weil es so fesselnd und spannend geschrieben ist. Andererseits braucht man zwischendurch in der turbulenten Gefühlsachterbahn, die Jule erlebt, eine kleine Pause am Bahnhof. Es empfiehlt sich, Taschentücher, Schoki und ein warmes Getränk für die Seele im Gepäck zu haben.

Wer sich mit Jule in den ICE begibt, wird das Gefühl haben , tatsächlich mit ihr im Zug zu sitzen. Sieben Stunden dauert die Reise, in der wir der sympathischen Jule nicht nur in der Gegenwart folgen, sondern auch immer wieder Rückblenden in ihre und Hannes Vergangenheit erhalten. Beide Protagonisten sind herrlich und man entdeckt immer wieder neue Facetten.

Nach der Inpressumseite befindet sich ein wichtiger Hinweis zum Inhalt, den man leider schnell überliest. Diese kleine Form der Triggerwarnung ist jedoch wirklich wichtig, denn im Buch geht es um den Tod, Trauer, Verlust, Krebserkrankung und Angstzustände. Unter anderen sind die Panikattacken sehr realistisch. Hier gilt es für Betroffene achtsam zu lesen.

Generell ist das Buch in seinem Verlauf sehr authentisch, eben so, wie das wahre Leben. Trotz seiner schweren Themen gibt es auch viel zum Schmunzeln, einiges zum Nachdenken und Szenen, die einfach zu Herzen gehen.

Das Leben geht oft seine eigenen Wege und das zeigt sich auch in diesem Roman. Diese Zugfahrt ist etwas Besonderes. Auch einige Zeit später denkt man immer wieder an Jule und Hannes zurück, bei jedem Stoppelfeld habe ich das Buch vor Augen.

In "In Richtung Stoppelfelder" geht es um die erste Liebe, das Land- und Stadtleben, Familie, Erwartungen, eine tief verbundene Freundschaft und Sehnsucht.

Steigt ein in den Zug, der das Leben durchleuchtet und vielleicht auch verändert - wer weiß...

Lene Jansen hat hier einen wunderbaren Buchschatz erschaffen, der das Leser*innenherz im Expresstempo erobert. Manchmal schon fast etwas philosophisch, lebendig und Lebensweisheiten.

"In Richtung Stoppelfelder" hat seinen ganz eigenen Charme und sein ganz spezielles Abenteuer. Bereit in den Zug des Lebens einzusteigen?