Rezension

Zusammen

All die Sterne zwischen uns -

All die Sterne zwischen uns
von Katharina Olbert

Bewertet mit 5 Sternen

„Wir teilten die Einsamkeit und dadurch war es irgendwie weniger schlimm."

„All die Sterne zwischen uns“ ist ein New-Adult-Roman von Katharina Olbert. Er erschien im Dezember 2021 bei Books on Demand beziehungsweise als ebook im Forever Verlag und ist in sich abgeschlossen.

Clarissa wacht nach einem Selbstmordversuch im Krankenhaus auf, kann sich jedoch weder an die Gründe noch an die Tat selbst erinnern. Um ihre Erinnerungen zurückzubekommen und die offensichtlichen Probleme zu überwinden, begibt sie sich in eine Therapieklinik. Dort lernt sie den verschlossenen Bela kennen und lieben - können die beiden ihre Traumata überwinden?

„All die Sterne zwischen uns“ ist ein bewegender und tiefgehender Roman. Er beschäftigt sich mit nicht gerade leichten Themen - Suizid, Süchte und Traumata spielen eine zentrale Rolle. Zudem wird der Umgang der Gesellschaft mit psychischen Erkrankungen sowie der positive Einfluss von Tieren bei der Genesung aufgegriffen und reflektiert. Alles in allem also kein Friede-Freude-Eierkuchen-Setting, das aber definitiv eine positive Botschaft vermittelt und zum Nachdenken anregt. 
Clarissa ist eine sehr sympathische junge Frau. Sie ist hilfsbereit, fröhlich und offen. Sie kümmert sich liebevoll um ihren jüngeren Bruder und zunächst fällt es schwer zu glauben, dass sie sich wirklich selbst verletzen oder gar umbringen wollte. Auch sie selbst kann es sich eigentlich nur schwer vorstellen, doch die Beweise sind nun mal unmittelbar vorhanden… Ihre Entscheidung, eine geschlossene Therapie zu machen, um der Wahrheit auf den Grund zu gehen, finde ich sehr mutig und bewundernswert. Ich glaube nicht, dass jeder diesen Schritt wagen würde, gerade wenn man sich eigentlich nicht mehr an die Tat erinnert.
Die Klinik überrascht ebenfalls positiv. Sowohl Clary als auch den Leser, denn zumindest ich hatte irgendwie einen sterilen, langweiligen und düsteren Ort erwartet und auch Clary ging es wohl so. Die Einrichtung entpuppt sich dann aber als fröhlich und hell und auch die anderen Patienten nehmen Clary mit offenen Armen auf und schnell entwickeln sich sogar Freundschaften. Gerade zu dem eher abweisenden und zurückgezogenen Bela baut Clary recht schnell eine Verbindung auf. Beide lieben Tiere und kommen sich dadurch näher. Dies ist ungewöhnlich, denn Bela lässt eigentlich kaum jemanden an sich heran. Clary jedoch durchbricht seine persönliche Mauer langsam, aber sicher und kommt dem Grund seiner Therapie immer näher… 
Die Annäherung der beiden ist liebevoll und bewegend beschrieben. Gefühle und Gedanken werden durch die wechselnde Ich-Perspektive sehr gut transportiert und dadurch auch nachvollziehbar. Die Probleme und Erlebnisse der beiden werden sehr transparent dargestellt und so, wie die beiden sich gegenseitig besser kennenlernen, erfährt auch der Leser immer mehr über die Charaktere und Erlebnisse der beiden. Sie wirken auf mich sehr authentisch und realistisch, Sorgen für die Zukunft und vorhandene Probleme passen gut zu dem Alter der Figuren und sind auch absolut passend für einen Roman in diesem Genre.
Auch die Charakterisierung der anderen Figuren ist sehr authentisch gelungen. Sympathien und Antipathien werden schnell deutlich und werden sehr gut vermittelt.
Sehr gefallen haben mir zudem die eingebundenen Therapietiere, der lockere und mitreißende Schreibstil sowie die persönliche Entwicklung der Protagonisten. 
Bela und Clary können ihre Ängste und Probleme gemeinsam anpacken und unterstützen sich gegenseitig so gut sie können. Sie geben einander Halt und können gut nachvollziehen, wie es dem anderen vermutlich geht. Dass beide Protagonisten in diesem Roman ein so großes Päckchen zu tragen haben, hat mich hierbei nicht gestört. Es rundet die Story ab und macht sie sogar glaubhafter, während es mich in manch anderem Roman auch schon gestört hat, wenn irgendwie jede Figur ein riesiges Problem hat. 
Insgesamt ist die Handlung dabei natürlich ein wenig vorhersehbar, gerade die Auflösung von Clarys Selbstmordversuch hat mich dann aber doch sehr überrascht…

Mein Fazit: „All die Sterne zwischen uns“ ist ein bewegender und emotionaler New-Adult-Roman mit wichtiger Botschaft! Man muss seine Probleme nicht alleine lösen, sondern darf um Hilfe bitten! Das sollten wir nie vergessen! Ich habe den Roman sehr gerne gelesen und vergebe 5 von 5 Sternen!