Rezension

Spannender Investigativ-Journalismus im Zeichen der 1979er Jahre

1979 - Jägerin und Gejagte -

1979 - Jägerin und Gejagte
von Val McDermid

Bewertet mit 4 Sternen

Worum geht’s? Allie Burns ist eine von wenigen Reporterinnen beim Clarion, da Journalismus noch immer eine Männerdomäne ist. Als sie durch Zufall in einem Zug mit ihrem Kollegen Danny Sullivan an der Geburt eines Kindes teilhat, freunden sich die beiden an und er nimmt sie mit in die Recherchen zu einem spannenden Fall, der ein Sprungbrett für ihre Karriere darstellt, jedoch auch tödliche Gefahren birgt.

Meine Meinung:

Mit „1979 – Jägerin und Gejagte“ (Droemer Knaur GmbH & Co. KG, Juni 2022) startet Val McDermid ihre Thrillerserie um die Investigativ-Journalistin Alison Burns, genannt Allie. Der Schreibstil der Autorin entführt einen direkt in das Jahr 1979. Die Worte, die Bilder, die Geschehnisse – alles der Zeit entnommen, was das Buch umso authentischer macht. Die Spannungskurve fängt sachte an, steigt aber im hinteren Teil des Buches umso steiler an und die Geschichte nimmt am Ende nochmal richtig an Fahrt auf. Besonders gelungen das Nachwort in Form von Zeitungsartikeln, die (fast) alle offenen Fragen klären.

Die Protagonisten, allen voran Allie und Danny, gefallen mir wirklich gut. Allie, die – obwohl schon einige Jahre bei der Zeitung – dennoch nicht wirklich Anschluss gefunden hat, findet in Danny nicht nur einen guten und ehrlichen Kollegen in diesem Berufsbereich, in dem ansonsten Ellbogenmentalität, Neid und Eifersucht herrschen, sondern auch einen Freund, der sie fordert und fördert. Mit den beiden zeigt uns die Autorin, wie Investigativ-Journalismus in den 1970er Jahren ging, als es noch keine Handys, Computer etc. gab und Journalismus und Polizeiarbeit noch echte Handarbeit waren. Als mit Papier recherchiert wurde. Man nur mit dem Telefon Kontakt aufnehmen konnte und nicht immer und überall eine Kamera oder ein Aufnahmegerät griffbereit hatte. Dann haben wir noch Rona, die für den Frauenteil der Zeitschrift arbeitet und sich Allie annimmt. Von ihr hoffe ich in den weiteren Bänden noch mehr erfahren zu dürfen, da sie eine wirklich interessante und schillernde Persönlichkeit ist! Und nicht zuletzt die Kollegen, allen voran Allies Boss Carlyle – hart aber fair.

Die Geschichte selbst hat einfach alles. Verrauchte Büros, das Hämmern von Schreibmaschinen, gehetzte Reporter auf der Suche nach der nächsten Story, spannende Verfolgungsjagden. Und auch die Themen: Danny und Rona sind homosexuell, was damals in Schottland strafbar war. Die Autorin führt uns nicht nur in die spannende Welt des investigativen Journalismus ein, sondern wir erleben, wie homosexuelle Menschen sich versteckten. Wie Allie in einer Männerwelt um Gleichberechtigung kämpfen musste. Wir lesen über die IRA, über geplante Attentate und Versicherungsbetrug. Einen Punkt Abzug muss ich allerdings geben, da die Spannung anfangs doch nur langsam kommt. Dann aber nimmt es richtig an Fahrt auf. Undercoveragenten, Verfolgungsjagden und ein Mord – und das mit den Ermittlungsmöglichkeiten der 1979er Jahre: Wirklich spannend und das Buch hat mir definitiv Lust gemacht, mehr lesen zu wollen. Eine absolute Leseempfehlung von mir an alle, die es nostalgisch mögen.

Fazit:

Val McDermid schickt ihre Investigativ-Journalistin Allie Burns in „1979 – Jägerin und Gejagte“ auf ihren ersten Fall. In dem Thriller, der etwas langsam anfängt aber am Ende richtig an Fahrt aufnimmt, versetzt uns die Autorin zurück ins Jahr 1979. In verrauchte Büros, hämmernde Schreibmaschinen, in eine Zeit ohne Computer und Handys. Wir haben es mit der IRA zu tun, dem Kampf von Allie um Gleichberechtigung im Beruf. Eine Zeit, in der es in Schottland strafbar war, homosexuell zu sein. Und vor all diesen Hintergründen spinnt die Autorin eine geniale Geschichte aus Intrigen, geplanten Attentaten, Verfolgungsjagden und einem Mord. Was langsam anfängt, hört spannend und vielversprechend auf.

4 Sterne von mir für diesen gelungenen Einstieg in die neue Thriller-Serie um Investigativ-Journalistin Allie Burns!