Rezension

Eine Entdeckungsreise

Heimweh nach einer anderen Welt -

Heimweh nach einer anderen Welt
von Ottessa Moshfegh

Bewertet mit 2 Sternen

Auf Ottessa Moshfeghs Bücher erstmals aufmerksam geworden bin ich durch die zahllosen begeisterten Fans unter englischsprachigen Buchbloggerinnen. Außerdem habe ich vor nicht allzu langer Zeit Kurzgeschichten für mich entdeckt. Insofern hielt ich das Erscheinen ihrer Kurzgeschichtensammlung mit dem unglaublich schön melancholischen Titel „Heimweh nach einer anderen Welt“ im deutschsprachigen Taschenbuch für einen sehr guten Anlass, die Autorin für mich zu entdecken.

Unglücklicherweise handelte es sich um eine sehr beschwerliche Entdeckungstour. Den Aufstieg (also die erste Hälfte des Buchs) hätte ich beinahe nicht geschafft. Die ersten fünf Geschichten haben mir nämlich gar nicht gefallen. In „Heimweh nach einer anderen Welt“ nimmt sich die Autorin Menschen am Rande der (in den meisten Fällen amerikanischen) Gesellschaft an. Sie zeigt ihre Figuren in aller Abgründigkeit und scheut nicht davor zurück bei Lesenden Emotionen wie Abscheu, Ekel oder Grauen hervorzurufen. Der Stil, mit dem diese Emotionen erzeugt werden, ist für mich persönlich an vielen Stellen einfach zu krass, sodass ich am Ende einer Geschichte gar nicht wirklich wusste, was der Text mir sagen möchte, außer mich abzustoßen. 

Auf dem Gipfel war die Aussicht dann plötzlich ziemlich schön. Im Mittelteil haben mir mehrere Geschichten sehr gut gefallen. Insbesondere „Eine ehrliche Frau“, aber auch „Der Beach Boy“ finde ich richtig gut. Da habe ich zum ersten Mal das Besondere in Odessa Moshfeghs Literatur und auch den Hype, der um ihre Bücher gemacht wird, verstanden.

Im letzten Teil der Geschichtensammlung (bzw. dem Abstieg, um bei meiner Reise-Metapher zu bleiben) rutschen Moshfeghs Erzählungen teilweise in solch eine Absurdität ab, dass ich erneut verwirrt, aber anders als zu Beginn, doch auch fasziniert zurückgeblieben bin. „Ein besserer Ort“ (die letzte Geschichte) ist ein abschließendes Highlight gewesen, das ich unbedingt erwähnen möchte. Diese Geschichte konnte mich überzeugen. 

Fazit:

Ich tue mir schwer mit Ottessa Moshfeghs Stil, will die Autorin für mich persönlich allerdings noch nicht aufgeben. Das Buch war für mich ein Hinundhergerissensein zwischen „richtig gut“ und „richtig schrecklich“. Die Literatur dieser Autorin ist sicherlich einzigartig und in sich ein besonderes Erlebnis. So schreibt einfach nicht jeder, das traut sich auch bestimmt nicht jeder. Ich werde definitiv noch weiteren Büchern von ihr eine Chance geben, obwohl mir vieles nicht gefallen hat.