Rezension

Postapokalypse dank Gentechnik

Oryx und Crake - Margaret Atwood

Oryx und Crake
von Margaret Atwood

Bewertet mit 5 Sternen

So wie George Orwells "1984" recht nah an unsere Gegenwart kommt, könnte Margaret Atwood "Oryx und Crake" eine realistische Einschätzung für unsere Zukunft sein. Darüber hinaus habe ich noch kein Buch gesehen, dessen Klappentext und das Cover so irreführend sind wie hier. Hier geht es nicht um eine bezaubernde und romantische Liebesgeschichte, sondern hauptschlich um den Untergang der menschlichen Zivilisation. Davor und danach. Die Romantik, die das Cover und unterschwellig auch der Klappentext verspricht ist kaum bis garnicht vorhanden. Es geht um Postapokalypse, Gentechnik und Geheimnisse.

Die Geschichte handelt von Jimmy, der sich nach einem einem vernichtenden Virus alleine, ohne andere Menschen, in einer mittlerweile feindlichen Umgebung durchschlagen muss. Die Tierwelt ist gefährlich geworden, Naturkatastrophen wüten und verwüsten den Planeten, Nahrungsmittel sind aum auffindbar. Alles, was er bisher kannte, ist verschwunden. Auch sein bester Freund Crake. In seiner Einsamkeit erinnert sich Jimmy Stück für Stück daran, wie es zu einem Ereignis kommen konnte, das Geschichte geschrieben hätte. An seinen besten Freund und an seine große Liebe. Hätte Jimmy die Menschheit retten können?

Margaret Atwood mag zwar einen flüssigen und gut leserlichen Schreibstil haben, ist aber alles andere als eine leichte Kost. Man muss kein Experte in Biologie oder Genforschung sein, um dem Buch folgen und es verstehen zu können, aber es ist doch recht anspruchsvoll. Folglich dauerte es ein bisschen länger, bis ich mich durch die knapp 400 Seite gearbeitet hatte. Ihre Zukunftsvisionen sind überzeugend, und es würde einen nicht wundern, wenn die Menschheit sich wirklich zu dem entwickeln würde, was sie in "Oryx und Crake" beschreibt. Die Tendenz weist ja schon den Weg. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich das gesamte Buch über ein ziemlich mulmiges Gefühl hatte. Sie hat ihre Welt sehr autenthisch präsentiert und es sich auch nicht nehmen lassen, einige Überraschungen einzubauen.

Von der Liebesgeschichte, die der Klappentext für sich beansprucht, findet man allerdings nicht viel. Meine lieben Romantiker unter euch: Falls ihr nach einer Liebesgeschichte sucht, dann werdet ihr hier enttäuscht. Es gibt kein romantische Gesäusel und so ziemlich alles, was mit dem Thema Liebe und Sex zu tun hatte, wurde sehr distanziert berichtet. Die Liebesgeschichte läuft eher im Hintergrund ab. Ab und an taucht sie auf und ist dann wieder für eine Weile verschwunden. Und das ist auch gut so, denn romantisches Rumgeschmachte hätte hier einfach nicht reingepasst. Weder von den Beteiligten noch von den Ereignissen. Es wäre einfach lächerlich geworden. Daher finde ich diese dezenten Bahnen, in der dieses Thema behandelt wird, sehr passend. Die Geschichte wird so dennoch etwas aufgelockert und man verliert trotz alledem das Wesentliche nicht aus dem Blick.

Ich verstehe nicht, wie dieses Buch so wenig Aufmerksam bekommen hat, da es sich hier um ein wirklich tolles Buch handelt. Dennoch verstehe ich jeden, der aufgrund des Covers und des Klappentextes einen komplett falschen Eindruck bekommen hat und enttäuscht wurde. Hier wurde wirklich Mist gebaut und ich hätte mir auch etwas komplett anderes unter "Oryx und Crake" vorgestellt.