Rezension

Man kann es lesen, muss es aber nicht

Nicht jeder Fleck muss weg - Freddy Leck

Nicht jeder Fleck muss weg
von Freddy Leck

Bewertet mit 0.5 Sternen

Aufmachung, Inhalt und Sprachstil eher ein Fehltritt

Martens hat das Buch 2014 veröffentlicht. Ich habe es nun 8 Jahre später, nach seinem Auftritt in einer Talkshow gelesen. Ich war neugierig. Der Mann machte einen sensiblen, tiefgründigen Eindruck. Martens schildert seine Leidenschaft als Waschsalonbesitzer: 'Ich liebe meine Kunden...Es geht...um diese fürsorglich-zärtliche Art....So wie der Gärtner seine Gewächse kennt und liebt.'(16).

Der Autor beschreibt seine Stammkunden, den täglichen kleinen Wahnsinn. Dabei ist der Roman auch autobiographisch gefärbt. Kapitelweise beschreibt Martens seine bizarren Nebenjobs, u.a. als Callboy, seinen chronischen Geldmangel, seine Anfänge der Schauspielerei, sein Schwulsein, seine Beziehungen. Martens bezeichnet sich als rastlos: Er ist 15 mal umgezogen und hat 9 verschiedene Schulen besucht. 'Ein Buch so komisch, traurig und wunderbar wie das Leben selbst' heißt es auf dem rückbändigen Einband'. Dem kann ich nicht zustimmen. Doch von Anfang an.

Das Buch erschien im Patmosverlag, ein robuster Einband. Auf dem Cover hätte ich mir ein Foto gewünscht, das besser zum Inhalt passt als das xte Portrait von Martens. Die ganze Aufmachung des Buches wirkt wenig professionell. Lektoriert ist es wohl worden, es finden sich nur ein paar Fehler. Aber das Schriftbild! Martens wechselt die Schriftarten und wenn er das tut, ist der Blocksatz passé. Bei einer Art Flattersatz entsteht ein fetter, ungleichmäßiger Rand zur Falz hin, es sieht wirklich unschön aus und das Buch hätte beleibe weniger als 200 Seiten, hätte er es professionell formatiert. Die Kapitälchen am Kapitelanfang in rot sind inhaltlich völlig sinnlos Getrennt wird nach Lust und Laune, so finden sich auch Dinge wie 'sch-malen'.

Die Sprache ist durchgängig umgangssprachlich, jugendsprachlich bis fäkal, es wird kaum auf Standardsprache zurückgegriffen. So finden sich ständig Ausdrücke wie 'den Adler machen' (verschwinden), ' sich zum Obst machen' (sich lächerlich machen) 'sich einpullern' (für sich einnässen) 'Robert ist angepisst'(154). Entsprechend seicht sind etwaige Metaphern ' Doreens Stahlen erkaltete wie ein Solarium bei Stromausfall' (144). Ich glaube mich zu erinnern, dass das Buch auch kein großer Erfolg gewesen ist. Nicht jeder muss und sollte ein Buch schreiben. Der Leser fragt sich, für wen Martens sein Werk eigentlich geschrieben hat, für welches Publikum, vor allem sprachlich? Das ist auch nicht die Sprache eines 'Tatort-Publikums'!

Dieses ewige Hin- unZurück in den Jahren ist anstrengend von 1982 nach 2002 wieder nach 1987 und immer so weiter oder so ähnlich. Ich hätte mir eine chronologische Reihenfolge gewünscht, auch um der Entwicklung des Protagonisten und seines Lebens besser folgen zu können. Teilweise ist es wirklich albern, platt, z.B. als Martens einer Touristengruppe erzählt, das Kanzlergebäude in Berlin sei der größte von ihm errichtete Waschsalon. Und die Schilderung seines Nackttanzens auf dem Tisch eines 'Freiers' für 5000 Taler mit Erektion, ist schon ziemlich peinlich. Ob Martens Regisseure/Auftraggeber das Buch wohl auch gelesen haben?

Dass es sich um einen Waschsalon der anderen Art handelt, die Liebe zu den Kunden, die Marketing-Ideen, eigene Waschmittel-Ideen zu kreieren, die Geschäftsidee als solche betrachte ich als das einzig Positive an diesem Opus. Ich hatte anderes, mehr erwartet, enttäuscht bin ich nicht, denn ich habe 3 Stunden Lektüre und 1,49 € investiert, kein Problem, auch wenn ich teilweise gern aufgehört hätte, einfach weil ich mich als Linguistin stilistisch vergewaltigte, ich hatte nur so viel mehr erwartet von einem Mann mit Tiefgang, man kann Erlebnisse auch anders schildern. Der Nährwert ist0. Gut, wir wissen nun mehr über Martens, aber er hat auf eine Art und Weise geschildert, dass man sich jetzt eher so seine Gedanken macht, er hat kein positives Bild von sich gezeichnet. Damit meine ich nicht, was er tat und erlebte, sondern seinen Stil, seinen Sprachstil, die fehlende Essenz des Ganzen, die Banalität.