Rezension

Ein Buch voll grausiger Schönheit

Ein Schloss aus Silber und Scherben -

Ein Schloss aus Silber und Scherben
von Arianne L. Silbers

Bewertet mit 5 Sternen

Maren ist die Prinzessin von Mandrell und ihr Reich liegt im Krieg, für den das Geld ausgeht. Daher wird sie unfreiwillig auf die Insel Beli verfrachtet und soll dort ihren alten Sandkastenfreund Will heiraten, mit dem sie allerdings eine üble Vergangenheit verbindet.

Beli ist ein wirklich schönes Inselreich, dessen Bewohner allerdings das genaue Gegenteil sind. Denn der Adel Belis ist grundverdorben und setzt auf seine Schönheitsideale.

Maren ist ein Charakter, der herzensgut ist und die mit ihrer Optik so gar nicht auf die Insel passt und genau darunter seit Jahren leiden muss. (Ihr Charakterzug namens Stressessen hat sie mir direkt sympathisch gemacht.) In mehreren Rückblicken dürfen wir ihre Besuche auf Beli verfolgen, die oft nicht sehr schön waren. Und doch hat sie mit dem jungen Will Freundschaft geschlossen, auch wenn Will sich mit den Jahren immer mehr verändert hat, bis ein geheimnisumwittertes Ereignis dazu geführt hat, dass Maren nie wiederkam.

Will ist mittlerweile ein sehr, sehr unsympathischer Typ geworden und so gar nicht mit der Hochzeit einverstanden, doch sein Onkel lässt ihm keine Wahl. Während des Lesens verteilt man so einige Ohrfeigen an Will, denn sein Verhalten ist einfach nur unmöglich.

In diesem Buch wird hervorragend gezeigt, was gesellschaftlicher Druck verursachen kann und wie schlecht Menschen sein können. Maren muss hier wirklich sehr viele Grausamkeiten erdulden und kann einem nur leidtun, während man die Adeligen lauthals verflucht.

Immerhin tauchen in der Geschichte auch ein paar nette Leute auf, die man dann für ihre Einstellung einfach nur feiern kann. Und während man von all dem Glitzern der Juwelen und des Prunks tagsüber geblendet ist, so warten nachts grausige Monster auf einen.

Die Geschichte zieht einen wahrlich ganz in ihren Bann. Man freut sich auf magische Momente, leidet mit Maren und grübelt über die weiße Frau, ein Geisterwesen und den „Weißen“ nach. Es gibt immer wieder Neues zu entdecken, die Vergangenheit zu erforschen, und wenn man denkt, grausamer kann es nicht werden, wird man eines Besseren belehrt.

Das Buch verzaubert einen auf jeden Fall mit seinem schönen und außergewöhnlichen Schreibstil und konfrontiert einen mit der Frage: Was ist wahre Schönheit, worin wird sie definiert? Wer die Antwort wissen will, der muss dieses Buch lesen (und wer das nicht wissen will, natürlich auch). Am Ende kündigen sich dann schon neue böse Omen für den nächsten Band an und ich bin schon ganz gespannt. Definitiv ein Jahreshighlight für mich, allerdings sollte bei diesem düsteren Buch die Triggerwarnung beachtet werden.