Rezension

Patente Putzfrau als Hobby-Ermittlerin

Der tote Weckmann (Mord und Wischmopp 2) -

Der tote Weckmann (Mord und Wischmopp 2)
von Mirjam Munter

Bewertet mit 3.5 Sternen

 Pamela Schlonski (benannt nach der Olbaron-Lady aus der 80-er Jahre Serie "Dallas")  kann es nicht lassen. Die alleinerziehende Mutter, die im Ruhrpott ein zwei-Frau Reinigungsunternehmen aufgebaut hat, drängt es wieder ins Detektivspiel. Als Putzfrau ist sie schließlich Expertin dafür, versteckte Staubkörner, Spinnweben und Dreckspritzer noch in der verborgensten Ecke aufzuspüren. Sie hat den Blick fürs Detail, ihre Kunden müssen nach dem Putzeinsatz nicht erst suchen, wo ihre Siebensachen sind.  Und obendrein geht es im zweiten Fall der patenten Putze, um Ehrenrettung des lieben Onkels.

In dessen Bäckereifilaile wird nämlich in "Der  Weckmann" von Mirjam Munter im Ofen ein Weckmann entdeckt, der nicht nur deutlich größer ist als das rheinische Backwerk üblicherweise ist, er hat auch einen äußerst beunruhigenden Inhalt: Den Besitzer einer örtlichen Bäckerei. Natürlich mausetot.

Obendrein hatte der Onkel vor Jahren eine handfeste Auseinandersetzung mit dem Mann, wie Pamela erfährt. Jetzt reden die Kunden, die Polizei guckt auch schon ganz misstrauisch, doch Pamela kann sich den gemütlichen Bäckermeister so gar nicht als Mörder vorstellen. Also mischt sie sich ein, obwohl sie Hauptkommissar Lennart Vogt ja eigentlich zugesagt hat, sich nicht mehr in seine Arbeit einzumischen. Aber hier gehts schließlich um Familie, da soll sich das Nordlicht nicht so haben!

Mit Herz und Schnauze blickt Pamela einmal mehr in die dunklen Ecken vergangener Konflikte und Henning Vogt tut gut daran, öfter mal auf sie zu hören. Nebenher schafft es die energische Putzfrazu nicht nur, den Alltag mit pubertierender Tochter zu bewältigen, sie übernimmt auch noch Putzjobs ihrer Kollegin, die wegen Magen-Darm bei den lieben Kleinen unfreiwillig ans Haus gefesselt ist. Und auch ihr alter Schulfreund Totti ist als verdeckter Ermittler wieder mit von der Partie, denn als veganer Hobbygärtner hat er ordentlich Einblick in die Gärtnerszene.

Mehr soll hier gar nicht verraten werden, nur so viel: Es geht mal wieder drunter und drüber. Da hat die ordnungssinnige Pamela viel zu ordnen, am Ende aber natürlich noch vor dem Kommissar den Durchblick. Überhaupt. der Kommissar: Irgendwie kommen sich die beiden nicht nur beim Ermitteln näher. Da liegen zarte Schwingungen in der rauen Ruhrgebietsluft, die Fragen, vielleicht auch Hoffnungen für eine neue Entwicklung in Band drei aufwerfen. 

Die kulturellen Unterschiede zwischen nordischer Schweigsamkeit und anteilnehmender, bis zur Schmerzgrenze ehrlicher Ruhrgebietsschnauze werden einmal mehr genüsslich ausgespielt. Ich könnte mir hier ja auch wirklich gut eine Hörbuchversion vorstellen, aber so muss man sich den Dialekt beim Lesen eben dazudenken. Pamela Schlonski ist jedenfalls eine wunderbare Protagonistin und das Buch eigentlich eine große Liebeserklärung an die Menschen im "Pott". Humorvoll, schräg und dabei auch ohne viel Blutvergießen spannende Unterhaltung.