Rezension

08/15 Zeitungswissen. Volksverdummung. Zeitverschwendung.

Größer als das Amt - James Comey

Größer als das Amt
von James Comey

Bewertet mit 1 Sternen

Schade um die Bäume, die ihr Leben für so etwas hergeben mussten.

Leider habe ich keine besonders gute Meinung von diesem Buch gewinnen können. Vielmehr stellt das Comey Werk eine Zumutung in vielerlei Hinsicht für die Leser dar. Anfang und Ende trieft vor Pathetik. Dazwischen viel Füllstoff, absolut nichts Neues, nichts, was man aus den Leitmedien nicht bereits erfahren konnte, dafür aber viel Gerede um den heißen Brei, Volksverdummung im großen Stil, Putin-/Russland-Bashing, was wiederum nichts Neues ist.

So wie das Buch in der Presse angepriesen wird, hpts. in Verbindung zu Trump, dafür fällt es deutlich anders aus. Erst auf S. 304 kommt es so langsam zu dem ersten Treffen der beiden. Ein Stück früher sagt Comey, es war nicht seine Absicht, Trump zum Sieg zu verhelfen, wofür sich Trump beim gemeinsamen Dinner bei ihm bedankt hatte, aber sonst geht es erstmal weitestgehend ohne.

Auf den ersten etwa zweihundert Seiten muss man sich gedulden und sich mit den Inhalten begnügen, für die man im Allg. nur bedingt Interesse aufbringen kann. Der werte Autor holt deutlich zu weit aus und fängt bei seiner Jugend an. Die Hinhaltetaktik hat jedoch Gründe. Comey will sich als einen Helden aufbauen, einen oberkorrekten Verfechter hoher moralischer Werte, dabei bemüht er sich redlich, unbedingt sympathisch rüberzukommen, sucht immer wieder den Zugang zum Leser über Emotionen. In regelmäßigen Abständen menschelt es schon sehr. All die Tricks aus dem Werkzeugkasten der Belletristikautoren zum Heldenaufbau findet man hier mühelos.

Dumm nur, dass „unser Held“ dabei nicht sonderlich glaubwürdig erscheint. Und sein Hang, für eigene Fehlentscheidungen und Fehtritte die Schuldigen woanders zu suchen, gibt seinen Aussagen den Rest. Seine Argumentation erscheint beim näheren Hinsehen als widersprüchlich und lächerlich insg., sein Verhalten lässt eher an Naivität eines Kindergartengängers denken.

Auf S. 304 spricht Comey vom Urteilsvermögen, was es ist, wie man es erkennt usw. Genau das traut er seinen Lesern offenbar nicht zu, anderenfalls würde er ihren Verstand wohl kaum mit dieser Art von Argumentation und dem Buch insg. beleidigen.

Dieses Werk ist hpts. für die treudoofen Ja-Sager geschrieben worden, die, kraft ihrer Vorkonditionierung, oder besser gesagt der verpassten Hirnwäsche in Sachen Freund und Feind auf dem nationalen und internationalen Parkett, imstande wären, ihm alles aufs Wort zu glauben.

Es gibt keine Quellen in diesem Buch. Alles bewegt sich auf dem Hören-Sagen-Niveau. Dabei wird so getan, als ob Comeys haltlose Behauptungen der Wahrheit letzter Schlag wären. Diese stehen aber ohne jegliche Belege, die seine Aussagen zumindest ansatzweise beweisen könnten, nackt im Raum da.

Welch bescheidenes Bild muss man von seinen Lesern haben, um ihnen so etwas zu bieten. Der werte Herr will dabei auch ernst genommen werden. Das fiel mir auf der gesamten Strecke unheimlich schwer.

Stellenweise berief er sich auf die Infos aus den geheimdienstlichen Quellen. Warum musste ich bloß dabei an 2003 und den Einmarsch in den Irak denken, als alle getönt hatten, sie hätten feste Beweise fürs Vorhandensein der Atomwaffen dort? Erst Jahre und viele bittere Konsequenzen später, Entstehung des IS inkl., wurde gesagt, sorry, dies war eine Lüge. Wie auch seit Langem bekannt ist, gibt es keine handfesten Beweise für die Einmischung Russlands in die US Wahlen. Comey lässt diese Anschuldigung als eine handfeste Tatsache dastehen. Demnach bekommt er zu Weihnachten wohl regelmäßig Besuch von einem waschechten Weihnachtsmann.

Was sein Verhältnis zu Trump angeht, darüber schreibt Comey ganz am Ende, auf den letzten ca. dreißig Seiten. Dabei ist nichts, was man nicht bereits den Leitmedien entnehmen konnte: Ja, Comey vergleicht Trump und seine Praktiken mit denen der Mafiabosse, wie man es bereits aus der Presse gehört hat. Das ist alles.

Solche Dinge, die im Grunde nichts verraten, und über die man bereits in den Zeitungen lesen konnte, sind zum Zweck der Effekthascherei da. Nichts weiter als ein Mittel, Aufmerksamkeit an sich zu ziehen, ohne dabei wirklich lesenswerte Inhalte zu bieten. Comey darf keine Geheimnisse verraten, das tut er auch nicht. So viel zu den „Enthüllungen“.

Was mir positiv aufgefallen war:

Die Übersetzung ist sehr gut. Die Texte lassen sich flüssig und insg. sehr angenehm lesen. Hut ab vorm Übersetzerteam!

Das Buch ist gut gemacht. HC in Tiefblau, Umschlagblatt aus hochwertigem, glattem Papier. Jedes Kapitel beginnt mit Zitaten und fängt stets auf der rechten Seite an.

Fazit: Zu 90% besteht dieses Buch aus dem 08/15 Zeitungswissen gepaart mit weiteren Versuchen der Hirnwäsche, haltlosen Behauptungen und der Art der Argumentation, die ein Leser mit gesundem Menschenverstand kaum ernstnehmen kann.

Das Hauptanliegen war hier wohl, seine eigene Person und das eigene Tun in der Öffentlichkeit besser darzustellen. Kurz gesagt: Imagepflege. Leider ist es voll nach hinten losgegangen. Früher war ich keiner schlechten Meinung von dem geschassten FBI Direktor. Nach diesem Buch aber schon.

Schade um die Bäume, die ihr Leben für so etwas hergeben mussten.

 

Wenn Sie an Volksverdummung nicht teilnehmen wollen, lesen/hören Sie folgende Bücher:

„Global Discontents“ Interviews von David Barsamian mit Noam Chomsky,

„Illegale Kriege“ von Daniel Ganser,

 „Plot to Scapegoat Russia“ von Dan Kovalik,

„The Putin Interviews“ Oliver Stones Gespräche mit Putin,

 „Die Angst der Eliten“ von Paul Schreyer,

„Lügen die Medien?“ von Jens Wernicke,

„Fassadendemokratie und Tiefer Staat“ von Ulrich Mies, Jens Wernicke,

 „Wir sind die Guten“ von Mathias Bröckers und Paul Schreyer,

„Eiszeit“ von Gabriele Krone-Schmalz,

Werke von Noam Chomsky

 

Kommentare

wandagreen kommentierte am 30. August 2018 um 20:54

Haha, der Verriss scheint hoch verdient. Das sind klare Worte!

wandagreen kommentierte am 01. September 2018 um 08:07

Dagegen dann Gallis Rezension, die mir auch gut begründet zu sein scheint. Was stimmt denn nun? Wie immer kommt es wohl darauf an, was man von einem Buch erwartet oder braucht. Oder auch  wie unvoreingenommen man ihm begegnet.