Rezension

1. Band der Fritz-Reichel-Reihe

Sauhaxn - Dorothea Böhme

Sauhaxn
von Dorothea Böhme

Bewertet mit 5 Sternen

Lendnitz, eine Kleinstadt in Österreich. Dort ist nicht wirklich was los, der Altersdurchschnitt beträgt 53,3 Jahre, von daher kann man sich vorstellen, dass die Jugendlichen nur eines wollen - weg. Eine der Attraktionen des Dorfes ist das Schlosshotel Lendnitz, liebevoll "Schmuckkästchen" von der Bevölkerung genannt. Der 19-jährige Johann Mühlbauer macht in eben jenem Schmuckkästchen seine Ausbildung zum Koch. Wirklich glücklich ist er mit dieser Ausbildung nicht, ist doch sein Ausbilder, Chefkoch Karl Bachmaier, ein ausgesprochener Unmensch, der, wie später herauskommt, mit Drogen dealt und auch noch Gammelfleisch verwendet. Auch Souschef Harald Moschik macht dem Jungen das Leben unnötig schwer, hat er es doch regelrecht auf den armen Johann abgesehen. Wäre Johann doch nur ein bisschen mehr wie Bruce Willis, dann wäre es so viel einfacher, sich zu behaupten.

 

Mit der Ruhe im Schmuckkästchen ist es allerdings vorbei, als Wilfried Seligmann in die Küche stürmt und mit einer Waffe Chefkoch Bachmaier bedroht. Durch einen unglücklichen Zufall kommt Seligmann durch seine eigene Waffe zu Tode. Natürlich ruft dieser tragische Unfall die Polizei in Form von Hauptkommissar Fritz Reichel und seinem Assistenten Huber auf den Plan. Reichel ist so gar nicht begeistert von dem tödlichen Unfall, hat er doch nur noch 138 Tage bis zur Pensionierung und die wollte er in Ruhe absitzen. Nicht zu vergessen sein Assistent Huber, der sich voller Elan in die Ermittlungen stürzt und damit Reichel fast in den Wahnsinn treibt.

 

An sich sind die Ermittlungen recht schnell abgeschlossen, es war ja ein Unfall, wenn nicht ausgerechnet Harald Moschik einen weiteren Mord melden würde. Er ist im Tiefkühlraum auf Johann und die zerteilte Leiche von Chefkoch Bachmaier gestoßen. Durch widrige Umstände stößt er sich unmittelbar nach dem Leichenfund an der Tür zum Kühlraum den Kopf an und verliert das Bewusstsein, doch gleich nach seinem Erwachen informiert wer die Polizei. Merkwürdigerweise ist von einer Leiche oder gar Spuren einer Leiche  nichts mehr zu finden, als die Polizei vor Ort ist. Hat sich Moschik das alles nur auf Grund seiner Kopfverletzung eingebildet? Tatsächlich ist es so, dass Johann, der sich selbst zum Teil eine Mitschuld am Unfalltod von Seligmann gibt, die Leiche hat verschwinden lassen, will er doch nicht weiter unter Verdacht geraten. Doch damit nicht genug - innerhalb kürzester Zeit stolpert Johann über immer mehr Leichen, die er schon fast routiniert entsorgt - in der Hoffnung, dass ihm niemand auf die Schliche kommt. Reichel hingegen ist sich nicht sicher, was er glauben soll. Sicherlich scheint Chefkoch Bachmaier wie vom Erdboden verschluckt, aber nachdem Reichel und Huber dessen Angetraute kennengelernt haben, können sie durchaus verstehen warum. Hat er sich vielleicht nur abgesetzt und warum zum Himmeldonnergeier meldet Souschef Moschik einen Leichenfund nach dem anderen, wenn doch nie eine Leiche auffindbar ist?

 

 

1. Band der Fritz-Reichel-Reihe! Der Plot wurde spannend und abwechslungsreich erarbeitet. Ich muss gestehen, es erschien mir durchaus plausibel, dass der arme Johann eine Leiche nach der anderen verschwinden lassen musste und ganz ehrlich, zugetraut hätte ich es ihm nicht, aber er hat das fast problemlos hinbekommen. In diesem Fall kann man wohl eindeutig sagen: Stille Wasser sind tief. Die Figuren wurden authentisch und facettenreich erarbeitet, wobei hier mein Herz eindeutig für Protagonist Johann schlug, denn eigentlich, eigentlich will der unscheinbare junge Mann nur eines: wie Bruce Willis sein, aber beweisen tut er sich auf ganz eigene Art und Weise und ehrlich, wenn ihr mal eine Leiche beseitigt haben wollt, wendet euch vertrauensvoll an ihn. Den Schreibstil empfand ich als sehr angenehm und kurzweilig zu lesen, sodass ich meinen Reader gar nicht mehr aus der Hand legen konnte und das Buch in einem Rutsch lesen musste, weil ich unbedingt wissen wollte, wie sich alles auflöst.