Rezension

1. Band der Judas-Trilogie

Kinder des Judas - Markus Heitz

Kinder des Judas
von Markus Heitz

Bewertet mit 5 Sternen

Die 37-jährige Theresia Sarkowitz, genannt Sia, arbeitet in einem Leipziger Krankenhaus als Sitzwache. Sie wacht nachts über die Patienten, die nicht mehr lange zu leben haben und gibt den Angehörigen Bescheid, wenn es zu Ende geht, denn sie hat die Gabe, den Tod zu erahnen. Zurzeit betreut sie ein elfjähriges Mädchen namens Thea. Die Kleine ist ihr sehr ans Herz gewachsen und immer wenn sie nachts wach wird, ist Sia bei ihr und erzählt ihr die Geschichte des Mädchens Scylla, das vor langer Zeit in Serbien lebte und viele Abenteuer bestreiten musste. Was niemand weiß, Scylla ist keine Erfindung Sias, sondern ihre eigene Vergangenheit. Als ihr Halbbruder Marek in Leipzig auftaucht und sie bedroht, beschließt sie, sich endlich ihrer Vergangenheit zu stellen und Scyllas Geschichte aufzuschreiben.

Scylla wurde 1662 in einem kleinen serbischen Dorf als Jitka geboren. Zusammen mit ihrer Mutter Janja lebte sie dort, denn der Vater war bereits vor Jahren im Krieg gefallen, sodass die Frauen auf sich gestellt sind. Die Kinder im Dorf sind nicht nett zu Jitka, denn diese wurde mit einem Feuermahl geboren, ein Zeichen des Bösen. Besagtes Dorf steht unter der Herrschaft der Türken, denen Tribut zu zollen ist. Obwohl die Lage hart ist, ist es Janja bis dato immer gelungen, ihre Abgaben zu leisten. Doch eines Tages stürmen Türken das Dorf auf der Suche nach einem Dieb. Dieser hat sich ausgerechnet im Haus von Janja versteckt, ohne dass diese etwas davon wusste. Janja, der Dieb und dessen Familie werden verhaftet und weggeschafft, einzig Jitka gelingt die Flucht. Doch allein auf sich gestellt kann sie nicht überleben und niemand im Dorf scheint gewillt, dem kleinen 8-jährigen Mädchen zu helfen. Der Knecht Martin jedoch hat Mitleid mit dem Kind und nimmt es mit auf seinen Hof. Dort wird sie wenig später Karol übergeben, ihrem leiblichen Vater, der alles andere als tot ist und dennoch nicht bei seiner Familie sein konnte.

Zusammen reisen die Beiden nach Belgrad, auf der Suche nach Janja, doch Karol kann nur in Erfahrung bringen, dass diese einen tödlichen Unfall hatte. Karol beschließt, seine Tochter bei sich aufzunehmen und zu unterrichten, damit sie, wie er, in der Forschung tätig ist. Doch Jitka fühlt sich anfangs alles andere als wohl. Immer wieder sieht sie eine Gestalt, die ihr zu folgen scheint. Ist es ein Upir (Vampir), der es auf sie abgesehen hat? In einer einsamen Mühle richten sich Vater und Tochter ein neues Leben ein und Karol unterrichtet seine Tochter. Jitka jedoch ist gezeichnet durch die Ereignisse, die sie erlebt hat und beschließt, dass sie nicht mehr das Mädchens ein kann, als dass sie geboren wurden - aus ihr wird Scylla. Lange Jahre leben sie einträchtig und glücklich in der Mühle, doch nach und nach beschleicht Scylla das Gefühl, dass ihr Vater nicht unbedingt der ist, für den er sich ausgibt und es gelingt ihr, eine heimliche Zusammenkunft zwischen ihm und einigen anderen Forschern zu belauschen, die sich Cognatio nennt. Dann jedoch lernt Scylla den Hirten Guire kennen und mit der Zeit lieben und dieser junge Mann ist der Anfang vom Ende des Lebens, das sie bis dato kannte ...

Ich kann nur sagen WOW! Der Plot wurde sehr detailliert und ausgesprochen spannend ausgearbeitet, sodass der Leser zwar bereits am Anfang weiß, dass die Geschichte frühestens im Jahr 2007 enden wird, aber immer schön an der kurzen Leine gehalten wird, weil er ja unbedingt wissen muss, wie aus Jitka Scylla und später Sia wurde. Der Schreibstil ist ausgesprochen fesselnd und emphatisch gehalten, sodass ich sofort in die Geschichte eingetaucht bin und gleich von Anfang an mit der Sia deren Geschichte miterlebt habe. Protagonistin Scylla wurde ausgesprochen facettenreich und tiefgründig in Szene gesetzt. Besonders gut hat mir gefallen, dass der Leser ihre Entwicklung von ihrem 8. Lebensjahr an mitverfolgen konnte und immer wieder die Begebenheiten und Gründe dargelegt wurden, warum sich Scylla zu einer solch starken und teilweise harten Person entwickelt hat, die ihren weichen Kern überwiegend vor der Welt geheim hält. Als Fazit kann ich nur sagen, dass mir dieses Buch wahnsinnig schöne und spannende Lesestunden bereitet hat und auch wenn das Buch sehr dick ist, keinerlei Längen aufkamen. Auf den nächsten Band der Reihe "Judassohn" freue ich mich bereits jetzt.