Rezension

1. Teil eines großen Ganzen - kein Buch für Zwischendurch!!!

Die Seelen der Nacht - Deborah Harkness

Die Seelen der Nacht
von Deborah Harkness

Bewertet mit 4 Sternen

INHALT:

Diana Bishop ist von ganzem Herzen Historikerin und forscht über Alchemie. Aber nicht nur das: In ihr fließt das Blut eines uralten Hexengeschlechts. Diesen Teil von sich hält sie jedoch so gut wie möglich aus ihrem Leben verbannt. Damit ist es allerdings vorbei, als sie bei ihren Forschungen in einer Bibliothek in Oxford auf ein, bisher als verschollen geltendes, magisches Manuskript stößt. Ab diesem Zeitpunkt wird sie von Hexen, Dämonen und Vampiren geradezu verfolgt, die ihr das geheime Wissen von „Ashmole 782“ zu entreißen versuchen. Diana allein scheint der Schlüssel zum Inhalt des Manuskripts zu sein und bei dessen Schutz stellt sich ausgerechnet Matthew Clairmont – 1500 Jahre alter Vampir und Wissenschaftler – auf ihre Seite…

 

EIGENE MEINUNG:

Im wahrsten Sinne des Wortes hat mich dieses Buch durch sein Cover wie magisch angezogen! :) Der Hintergrund ist sehr dunkel, fast düster gehalten, davor ranken sich über die ganze Außenseite des Buches farbenprächtige Ranken einer Passionsblume. Das Geschriebene ist dann in Weiß und sehr einfach gehalten. Bezüglich der Pflanze konnte ich beim Lesen keinen Zusammenhang zum Inhalt erkennen, aber das macht das Buch nicht weniger zu einem Blickfang! Mit seinen 800 Seiten war es allerdings schwer die Geschichte ohne Knicke im Buchrücken zu lesen – wen das stört sollte sich vielleicht lieber die Hardcover-Ausgabe zulegen! Die drei Teile dieser Geschichte passen im Regal ganz wunderbar zusammen!

Der Schreibstil ist mir zu Beginn nicht ganz so leicht zu Lesen gefallen. Es sind teilweise sehr lange Sätze und alles ist sehr genau beschrieben, was manchen Leser durchaus stören mag. Ich bin allerdings nach einer Weile sehr gut in die Geschichte hinein gekommen und habe mich daran gewöhnt – gegen Ende der Trilogie habe ich es sogar sehr zu schätzen gewusst! Insgesamt möchte ich gleich vorne weg sagen, dass man die Bücher nicht als Einzelteile lesen kann und dass es weniger eine Trilogie ist, wie man sie im Moment kennt, sondern jedes Buch eher ein eigenen „Teil“ des Ganzen ist. Dies hier ist ein wesentlich komplexeres und zusammenhängenderes Stück Literatur als ich es gewöhnt war. In einer Rezension habe ich gelesen „Keine Buch-Serie“, sondern 2.400seitiger Roman in drei Teilen!“ und das trifft es ziemlich genau! Zwar trennen die drei Bücher die Geschichte an sehr guten und passenden Stellen, aber es bleibt auch für mich ein großes Ganzes! Geschrieben ist meist aus der Sicht von Diana, es sind aber auch immer wieder Kapitel aus anderen Sichten eingestreut, was ich sehr genossen habe!

Was auch gesagt werden muss: Wer großartige Action, Kämpfe, Liebesdramen ohne Ende oder gar glitzernde Vampire und dergleichen erwartet ist hier vollkommen falsch! ;) Es ist eine ruhige Geschichte, dennoch mit einer schwer zu beschreibenden Spannung und Liebe, mit Wendungen und Schicksalsschläge! Aber kein Aufeinanderfolgen von Ereignissen oder oberflächlichen Begegnungen/Gegebenheiten etc. Somit ist dies auch kein Buch/keine Reihe die man schnell mal weg liest, nichts für Zwischendurch. Ich habe das erst nach einiger Zeit beim Lesen begriffen oder akzeptiert und danach war ich regelrecht gefangen. Hier hat man eine Liebes- und Lebensgeschichte die wirklich tief geht. In der man auch im 3. Teil erst die letzten Rätsel entschlüsselt, die letzten Fäden verknüpft und noch mal einige „Aha“-Momente hat.

Die Protagonisten wachsen mit der Zeit und sich extrem gut ausgearbeitet. Sowohl an Diana als auch an Matthew mochte ich zu keiner Zeit alle Eigenschaften, aber ich konnte ihnen folgen und war gespannt wie ihre Geschichte weiter geht. Sie haben nicht nur Ecken und Kanten, sondern sind unglaublich realistisch und bei manchen Reaktionen hat man erst viele Leseminuten/-stunden später erfahren, warum die Person so gehandelt hat oder welche Ereignisse in ihrem Leben sie so haben werden lassen wie sie sind. Bei Matthew war das durch seine lange Lebensdauer natürlich noch intensiver! Diana ist weder jung, noch naiv oder folgsam, sondern ein guter Gegenpart zu ihm! Auch die Liebesgeschichte zwischen den beiden hebt sich von vielen aktuellen Geschichten ab. Klar müssen sie erst zueinander finden und auch danach ist nicht alles pures Gold. Aber die Rückschläge, Streitigkeiten oder Probleme wirken nie konstruiert, es gibt keine Dreiecksgeschichte und es geht vielmehr um das tägliche miteinander Leben, das sich akzeptieren, Kompromisse schließen, sich schlicht kennen zu lernen. Mit allem was dazu gehört und vor allem „Allen“. Denn in dieser Trilogie wimmelt es nach und nach nur so von Charakteren! Im zweiten Teil gibt es dann sogar ein Glossar um den Leser zu unterstützen.

Von der Geschichte her war dies für mich ebenfalls Neuland. Ich würde sagen es ist sowohl Liebes-/Lebensgeschichte, als auch Fantasy und historischer Roman. Im ersten Teil befinden wir uns vor allem in Amerika, England und Frankreich. In den folgenden Bänden kommen andere Orte und auch Zeiten hinzu. Ich würde sagen ich habe noch nie eine so „realistische“ Erzählung rund um das Thema Vampire, Hexen und Dämonen gelesen, vor allem auch in puncto Organisation und Zusammenleben. Alles ist unglaublich gut durchdacht und es scheint als müsste es genauso „sein“. Als Beispiel: Die Vampire haben über die Jahrhunderte hinweg in politische Geschehen eingegriffen und irgendwann wurde ein Pakt geschlossen der dies verbietet! Klingt logisch für das Weltgeschehen und offenbart auch unter den „übernatürlichen Wesen“ ganz logisch eine Kultur! Dabei ist vielleicht anzumerken, dass die Autorin Professorin für Kultur- und Geistesgeschichte der frühen Neuzeit ist und als Spezialistin für die Periode von 1400 bis 1700 gilt. Dies merkt man, meiner Meinung nach, extrem in diesem Roman. Wer an Informationen dazu, auch an historischen Figuren etc., kein Interesse hat wird sich in dieser Geschichte vermutlich des Öfteren eher langweilen. Gerade das Thema Bücher, Manuskripte, Bibliotheken, die Wissenschaft/Alchemie, historisch bedeutsame Personen und Orte spielen eine große Rolle und sind genausten beschrieben. Dazu steht, wie gesagt, das Zusammenleben auch innerhalb von Familien sehr im Mittelpunkt! Die Magie gerät dabei jedoch nicht ins Hintertreffen und wie Diana selbst entwickelt sie sich weiter und hat mir sehr gut gefallen! Eine Rezensions-Kollegin hat davon gesprochen wie das Buch wohl verfilmt wäre – ich würde sagen grandios, aber es wäre ein Mammutprojekt!

Trotz allem baut sich langsam aber stetig ein Spannungsbogen auf, der es sich für mich zum Schluss unmöglich gemacht hätte nicht zu erfahren wie alles „endet“. Durchzogen ist das Ganze von so vielen Geheimnissen die ans Tageslicht kommen, dass ich sie gar nicht mehr zählen kann! Auch Mord, Folter, Rache, Tod und Schicksal spielen eine große Rolle! Für wen dies nicht reicht kann ich noch mit einer Drachin, einem Haus mit Bewusstsein und einem großen Abenteuer werben! ;)

Ein letztes Wort zu den Titeln der 3 Bücher: Ich persönlich finde die deutschen Titel schön, die Originaltitel zum jeweiligen Band und dem Geschehen aber wesentlich passender:

  1. A Discovery of Witches
  2. Shadow of Night
  3. The Book of Life

 

FAZIT:

Absolut klein Buch für Zwischendurch, sondern ein anspruchsvoller Roman gefüllt mit Informationen über Bücher, Bibliotheken, die Wissenschaft, die Alchemie, historisch bedeutsame Personen und Orten und einer Liebes- und Lebensgeschichte zwischen Vampiren, Dämonen und Hexen, sowohl in der Jetzt-, als auch in der Vergangenheit! Puh! ;)