Rezension

1001 Varianten eines Lebens

Die Mitternachtsbibliothek -

Die Mitternachtsbibliothek
von Matt Haig

Bewertet mit 5 Sternen

"Was wäre wenn" hat sich bestimmt jeder schon einmal gefragt. Nora Seed auch, aber dennoch ist sie sehr überrascht, als sie nach ihrem Selbstmordversuch in eine Zwischenwelt gerät in der sie mittels Bücher in jede Version ihres Lebens einsteigen kann. Wenn sie irgendwo irgendwann eine andere Entscheidung getroffen hätte wäre ihr Leben ganz anders verlaufen.

Ziel der Übung ist ein bisschen wie bei Faust. Das Leben zu finden, das sie zu 100% zufrieden stellt und wo sie am liebsten sagen würde "verweile doch du bist so schön". Ansonsten kehrt sie immer wieder in die Mitternachtsbibliothek zurück. Und das tut sie des öfteren, denn auch wenn sie eine Entscheidung, die sie später bereute, nun revidieren konnte so ergeben sich früher oder später andere Dinge, die sich als nicht wirklich toll entpuppen.

Das ist auch ein bisschen eine Life-Lesson für die Leser, die vielleicht ein ebenso dickes "Bereuen"-Buch haben wie Nora. Häng dem Vergangenen nicht nach. Wer weiß ob es überhaupt diese Variante deines Lebens so toll geworden wäre wie du es dir immer einbildest.

Kam mir am Anfang des Buches ja gleich der "Faust" in den Sinn (von dem ich gar nicht weiß, ob Matt Haig sich von dem inspirieren ließ), so fiel es mir gegen Ende des Buches wie Schuppen von den Augen welches Werk hier doch sehr offensichtlich referenziert werden soll! Schließlich spielt die Geschichte in Bedford, das wird seit Beginn an häufig genug erwähnt. Später tauchen noch die Namen Bailey und Donna auf. Und dann macht Nora einen Spaziergang durch ihre Heimatstadt, in der es ihre Ursprungs-Version nie gegeben hat. "Ist das Leben nicht schön?" natürlich! Und da gibt es gleich noch eine Life-Lesson, für Nora und die Leser!

Das Ende fand ich gut (obwohl es meinetwegen auch gerne schon etwas früher hätte enden können, das sah Nora ja genauso), nicht kitschig-happy-endig aber trotzdem positiv in die Zukunft blickend.